angelspain

Allergie – Volks-Krankheit oder Volks-Einbildung?

Allergien

Rauf und Runter kann man lesen: „Allergie-Alarm!“ oder „Im Jahre 2015 ist jeder zweite Europäer allergiekrank“ (EADV). Völlig uncool ist es, wenn man keine Allergie vorweisen kann.

Hach, der eine verträgt keine Kuh-Milch (übliche Sprüche: Kuh-Milch ist für Kälber, nicht für Menschen gedacht, Kuh-Milch sollten nur kleine Kinder zu sich nehmen, etc., etc.).

Würde man nach dieser Logik gehen, dürften wir auch keinen Salat essen, denn der wächst für Schnecken, Heuschrecken etc., nicht für Menschen. Es stünde uns allen ein jammervoller Verhungerungstod bevor, würden wir dieser abstrusen Logik folgen.

Ein anderer kann keine Kiwi essen, weil dann die Haut pritzelt. Na und? Man soll Kiwis ja nun nicht kiloweise vertilgen, damit vielleicht wirklich etwas passiert! Kiwis sind Vitamin-C-Träger erster Güte, und wenn einem diese Früchte schmecken, soll man sie auch weiterhin essen – in Maßen, versteht sich.

Der sicherste Weg zu einer ausgewogenen Ernährung ist immer noch eine ausgeglichene Lebensweise. Niemand soll in Mengen von irgend einer Frucht essen, bloss weil diese besonders viel Vitamin-C, Vitamin-D oder ein wichtiges Mineral enthält.

Allergisch – so meine feste Überzeugung – werden wir nicht durch das Zu-sich-nehmen von in der Natur vorkommenden Lebensmitteln einschliesslich Fleisch, sondern von den unsäglichen Zusätzen, die die Food-Industrie in Convenience-Produkte mischt, damit diese jahrelang haltbar sind, knackig aussehen, bestimmte Eigenschaften erhalten, die mit den natürlichen Zutaten nicht zu erreichen sind.

Nehmen wir ein Beispiel, welches für viele stehen soll: Zitronensäure. Was gibt es schon gesünderes als Zitronensäure? Da stellt man sich vor, dass Zitronen ausgepresst werden und dann die reine Säure daraus gewonnen wird.

Wenig bekannt ist hingegen, dass Zitronensäure durch einen biochemischen Prozess gewonnen wird. Der Schimmelpilz Aspergillus niger produziert Zitronensäure in grossen Mengen, wenn man ihm unter anderem Glucose zum Frasse vorwirft. Dieser Pilz jedoch produziert nur unter einem gewissen, engen Bereich des pH-Wertes. Dies führt dazu, dass der Prozess unvollständig abläuft und die eigentlichen Pilze in der fertigen Zitronensäure vorkommen. Niemand weiss mit letzter Bestimmtheit, wie viel von den Pilzen wir dann zu uns nehmen, wenn wir Nahrungsmittel zu uns nehmen, die mit Zitronensäure versetzt sind. Diese Säure wird in mancher Zutatenliste auch als E330 bezeichnet.

Das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) schätzt den jährlichen Verkauf von E330 auf eine knappe Million Tonnen. Vornehmlich wird Zitronensäure für alkoholfreie Getränke verwendet (Limo, Cola), aber auch in Süssigkeiten wie Bonbons und Lutschern werden Unmengen davon verwendet.

Bleiben wir beim Thema Allergie: Dieser Schimmelpilz wird als einer der Haupt-Auslöser für Allergien genannt. Schimmelpilz gehört sicher nicht zu den üblichen Lebensmitteln für den Menschen – ganz wenige Ausnahmen bilden die (Edel-)Pilze, die zur Käse- und Bier-Produktion eingesetzt werden, und dies schon seit Jahrhunderten (wenn nicht länger).

Rund ein Fünftel der Deutschen halten sich für „allergisch“ gegen was auch immer. Eingangs habe ich schon beschrieben, woran das fest gemacht wird. Es handelt sich aber in den meisten Fällen um eine Lebensmittelunverträglichkeit (was für ein Wort!).

Um eine wirkliche Allergie festzustellen gibt es eine Reihe Untersuchungsmethoden, die meist nicht von der Krankenkasse bezahlt werden. Dies liegt daran, dass sie von entsprechenden Allergologen-Vereinigungen nicht als sinnvoll eingestuft werden. Der IgG-Test wird sogar für völlig sinnlos eingestuft.

Der IgG-E-Test ist zwar genauer und aussagefähiger, jedoch stellt man am Vorhandensein von Antikörpern lediglich fest, DASS eine Allergie vorliegt, nicht jedoch welche.

Am Prick-Test kann man schon mehr ablesen. Leider kommt hier aber auch die Psyche der Menschen zum Tragen. So ist festgestellt worden, dass Probanden alleine durch die Angst, allergisch zu reagieren, dies auch tun. Das ist dann sicher kein wirklich sicheres Indiz, der Aufwand steigt ins unermessliche, weil man jeweils Tests mit Placebos machen muss, um eine „eingebildete Allergie“ auszuschliessen.

Unendlich mühsam sind die so genannten Provokationen. Da verabreicht der Arzt bestimmte verdächtige Lebensmittel in unterschiedlichen Dosen – und das auch noch durchsetzt mit Placebos, die auch der Arzt nicht als solche kennt. Ein Aufwand, der sicher nur mit grösster Zurückhaltung geleistet werden kann.

Aus dem hier Beschriebenen kann man entnehmen, dass die meisten „Allergien“ lediglich Lebensmittelunverträglichkeiten sind. Man sollte sich nicht durch ein kleines Pritzeln oder etwas Taubheit im Mund verängstigen lassen. Das hat nichts mit Allergie zu tun. Es ist ein Hinweis, dass man sich mit diesem Lebensmittel ein wenig zurück halten sollte. Mehr nicht, aber weniger auch nicht.