Elly Kreeb

Die F. X. Mayr-Kur

Die F.X. Mayr-Kur

Text Die F. X. Mayr-Kur

Im Laufe meines Lebens habe ich manche Kur zum Abnehmen gemacht, jedoch ohne großen Erfolg. Vor allem bei Saft-Kuren, wo man nur Flüssigkeit zu sich nehmen darf, trat der Hunger bereits am dritten Tag so heftig auf, dass ich die Kur wieder abbrechen musste. Hungern kann ich  mit dem besten Willen nicht! Eine frühere Nachbarin hat mir immer wieder von der Mayr-Kur erzählt, die sie schon mehrmals gemacht habe und die ihr gut bekommen sei. Von Übergewicht konnte man bei dieser Dame nicht reden; sie machte die Kur nur zur Entschlackung.

Nachdem sich bei mir im Laufe der Jahre ein Fruktose-Allergie sowie Diabetes Typ-2 eingestellt hatten, war an Saft-Kuren ohnehin nicht mehr zu denken. Als mein Hausarzt mir ein Nachtinsulin zum Spritzen verordnete, damit der Blutzucker morgens nicht so hoch sei, nahm ich umgehend zwei Kilogramm an Gewicht zu. Der Morgenzucker konnte mit dem Insulin zwar reduziert werden, aber ich fühlte mich rundum nicht mehr wohl. Abgesehen von dem durch das Insulin ausgelösten Hautjucken, fühlte ich mich ständig erschöpft. Daher wollte ich zumindest die zwei Kilogramm Übergewicht wieder los werden.

Weil Obst und Säfte für mich zum Abnehmen nicht mehr in Frage kommen, dachte ich an die bei der Mayr-Kur verwendeten altbackenen Brötchen mit Milch. Da ich keine Laktose-Allergie habe, vertrage ich Milchprodukte gut und auch Brot ist für mich äußerst bekömmlich. Ich fragte also meinen Hausarzt, ob ich die Mayr-Kur machen könne. Er sagte Ja: aber die Diabetes-Tablette am Morgen und das Nachtinsulin müssen Sie während der Kur ganz weglassen!

Im Allgäu fand ich über Anzeigen eine relativ günstige Pension für die Mayr-Kur. Also buchte ich diese Kur für nur einer Woche. Ich wollter erst mal sehen, ob mir diese Art von Fasten überhaupt bekommt.  In Scheidegg angekommen, stelle ich fest, dass ich in dieser Kur-Pension der einzige Gast war, der die Mayr-Kur machte. Das hat mich ziemlich enttäuscht, denn ich hätte mich gern mit anderen Gästen über die Kur-Erlebnisse ausgetauscht. Zum Glück verstand ich mich gut mit meiner Zimmernachbarin, die auch für eine Woche in dieser Pension war.

Meine erste Mayr-Mahlzeit wurde mir am Sonntagabend auf der Terrasse des umgebauten Bauernhauses serviert. Die Wirtin erklärte mir, dass ich den ersten Bissen dreißig mal kauen, dann 1-2 Tel. Joghurt dazunehmen und noch fünfzehn mal weiterkauen solle. Als ich gerade angefangen hatte zu essen, kam ein männlicher Gast dazu und verlangte von der Wirtin ein Bier.  Er setzte sich zu mir an den Tisch und quatschte mich voll, so dass ich gezwungen war häufig zu antworten. So klappte es gleich zu Beginn der Kur nicht mit dem Bissen zählen!

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Am Montagvormittag hatte ich meinen ersten Termin bei der Mayr-Ärztin. Zu Beginn der Behandlung fragte sie mich nicht einmal nach meinen Krankheiten, sondern sagte nur ‚hinlegen und Bauch frei machen.’ Danach fing sie an mit ihren (angenehmen) Fingern meinen Bauch zu bearbeiten und dabei teilte sie mir mit, dass alle meine inneren Organe angegriffen seinen. Gut - Darm und Magen waren mir bekannt, aber dass auch die Leber, sowie Nieren und evtl. die Milz angegriffen seien, versetzte mir doch einen gewissen Schock! Diese manuelle Bauchbehandlung ist ein obligatorischer Bestandteil der Mayr-Kur. Sie regt die Darmtätigkeit an und fördert die Entgiftung. Ich habe sie während meiner einwöchigen Kur dreimal bekommen. Unter dieser ärztlichen Behandlung hat mein ständig aufgeblähter Bauch schon nach wenigen Tagen eine flachere Form angenommen.

Die Mayr-Ärztin legte fest, dass ich ab sofort ein trockenes Dinkelbrötchen bekommen solle, dazu ein Schafsjoghurt und zweimal täglich 1-2 Tel. Leinöl in das Joghurt. Das tägliche Glaubersalz durfte ich wegen meines Morbus Crohn nicht nehmen. Dafür gab es nüchtern eine Tasse heißes Wasser, was bei mir dieselbe Wirkung hat wie Glaubersalz. Das Frühstück nahm ich im Speisesaal ein, wo noch normale Gäste saßen.Meiner bereits vertrauten Zimmer- und Tischnachbarin sagte ich gleich, dass ich erst nach vollendeter Mahlzeit angesprochen werden möchte.

Nach den drei Mahlzeiten täglich musste ich eine halbe Stunde warten bis ich etwas trinken durfte. Dazu gab es nach jeder Mahlzeit eine Kanne Kräutertee mit aufs Zimmer, die ich langsam schluckweise getrunken habe. Es war jedesmal eine andere Kräutersorte, die nach Plan ausgewählt war. Da ich eine leidenschaftliche Teetrinkerin bin, fand ich das Kräuterteetrinken in Ordnung. Nur die selbst gebackenen, sehr kleinen Dinkelbrötchen, die noch kleiner waren als ein Weißbrötchen vom Bäcker, ödeten mich bereits am zweiten Tag an. Trotzdem habe ich sie jeden Tag bis zur letzten Schnitte aufgegessen, da die Angst Hunger zu bekommen mich ständig begleitete.

Eine Stunde vor dem Mittagessen kam die Wirtin mit einem feucht-warmen Heublumensack auf mein Zimmer. Wie versprochen lag ich bereits ausgezogen im Bett und hatte den Bauch frei gemacht. Sie legte den duftenden Heublumensack auf meine Leber und wickelte mich in feste Tücher ein. Der feuchte Sack regt die Leber zum Entgiften an und ich habe während der einstündigen Bettruhe ordentlich geschwitzt. Nach dem im Speisesaal allein  eingenommenen Mittagessen, bei dem ich das luftgetrocknete Brötchen ordentlich kauen konnte, hatte ich das Bedürfnis nach einem kleinen Nickerchen.

An den zwei Tagen, wo kein Arztbesuch fällig war, machte ich längere Spaziergänge und erkundete die Umgebung von Scheidegg. Zuerst ging ich durch saftig-grüne Wiesen, auf denen Kühe weideten, zu den Wasserfällen. Ja, es ist eine liebliche Landschaft im Allgäu! Bei 30° Hitze konnte man es in dieser Höhenluft gut aushalten. Doch wo Vieh weidet gibt es  eben auch Bremsen!  Diese haben mich bei meinen Spaziergängen unvermutet gestochen.Da mir die richtige Salbe fehlte, schwollen die Stiche gleich in der Pension feuerrot an. Zu Hause haben sie mich dann noch wochenlang als Souvernir begleitet.

Bei meiner zweiten Kontrolluntersuchung am Mittwoch stellte die Ärztin fest, dass ich bereits ein Kilo abgenommen hatte. Das  freute mich riesig, denn so schnell hätte ich keine Gewichtsabnahme erwartet. Jetzt fühlte ich mich schon ein wenig leichter und  beweglicher. Das zweite Kilogramm habe ich dann bis zum Kurende vollends abgenommen und somit mein selbst gestecktes Ziel erreicht!

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Eine weitere Mayr-Kur – da bin ich sicher – würde ich auch zu Hause unter angenehmeren Umständen durchführen  können. Da brauche ich nicht so viel Geld auszugeben und nachts in einem unkomfortablen Bett schlecht schlafen. So war also der Freitag mein letzter Kurtag. Am Nachmittag besuchte mich eine ehemalige Kollegin, die jetzt im Allgäu wohnt. Nachdem die Wirtin ihr alles demonstriert hatte, lachte sie schallend beim Anblick dieser sehr kleinen Dinkelbrötchen und fragte: Was, davon soll man satt werden? Darauf bestätigten die Wirtin und ich, dass man bei der Kur absolut keinen Hunger bekommt. Deswegen war es mir auch möglich, die Mayr-Kur für eine Woche problemlos durchzuhalten.

Seit ich wieder zu Hause bin, bemühe ich mich, den letzten Rat meiner Mayr-Ärztin zu beherzigen: Bitte achten Sie darauf, dass in den Verdauungstrakt nur alle viereinhalb Stunden etwas hineinkommt! Dies lässt sich allerdings im Alltag nicht so präzise durchführen, aber ich bemühe mich, wenigstens drei bis vier Stunden zu warten, bis ich wieder etwas esse. Vor allem den kleinen Versuchungen: hier ein Häppchen, da ein Häppchen, denen man als Rentnerin zu Hause verstärkt ausgesetzt ist, sollte man nicht nachgeben. Der Darm braucht seine erforderlichen Ruhepausen, wenn er gut funktionieren soll.

Um mich mit dem Thema F.X. Mayr-Kur  gründlich vertraut zu machen, habe ich inzwischen folgende Bücher gelesen:

Text Die F.X. Mayr-Kur

Aus diesen Büchern habe ich entnommen, dass die Mayr-Kur auch zu Hause durchgeführt werden kann. Mayr-Ärzte, die die Kur ambulant begleiten, gibt es in jeder Großstadt. Sobald mal wieder eine günstige Zeit kommt, werde ich  die Mayr-Kur – unter Anleitung einer Mayr-Ärztin - drei Wochen lang zu Hause durchführen. Wenn man die Kur mehrere Wochen durchzieht, können die getrockneten Brötchen auch mit Brotaufstrichen angereichert werden. Außerdem sind Gemüsebeilagen, Gemüsebasissuppen und sogar ein wenig Fischfilet erlaubt.  Aus den Fachbüchern habe ich entnommen, dass durch die einseitige Kost eventuell ein Eiweißmangel entstehen kann. Aber nur durch eine mehrwöchige Kur kann man einen längerfristigen Effekt für den Darm erzielen.

Allerdings sollte man nach der Mayr-Kur seine Ernährung auf eine andere Basis stellen, damit man längere Zeit etwas von den verlorenen Kilos hat. Zum Glück habe ich meine bei der Kur verlorenen Pfunde bis heute gerettet! Das hängt wohl auch damit zusammen, dass ich jetzt auf das  Insulinspritzen vor dem Schlafengehen total verzichten kann. Wegen dieser Kurerfolge achte ich jetzt sehr darauf, dass mein Darm seine erforderlichen Ruhepausen erhält. Es wäre für alle Patienten von Vorteil, wenn die Krankenkassen solche alternativen Heilmethoden wieder unterstützen würden. Mir persönlich hat diese einwöchige F. X. Mayr-Kur für mein Darmleiden besser geholfen als alle von Ärzten verordneten Pillen und Zäpfchen!