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Von den Anfängen bis in unsere Zeit

Die Geschichte des Fernglases

Die Bezeichnung Fernglas ist ein übergeordneter Begriff für viele verschiedene Typen von Geräten. Darunter fallen sowohl binokulare (Beobachtung mit beiden Augen gleichzeitig) als auch monokulare (Beobachtung mit einem Auge) Ausführungen. Als Haupttypen der binokularen Ferngläser gelten die Theatergläser (optisch einfach) und die Prismenferngläser wie z.B. Feldstecher oder Großfeldstecher (optisch aufwendig). Zu den monokularen Gerätetypen zählt man überwiegend alle Arten von Fernrohren.

Die Anfänge (19. Jahrhundert bis 1945)

Im 19. Jahrhundert existierte schon eine Art von Ferngläsern, mit denen man entfernte Ziele genauer betrachten konnte. Diese nannte man "Stechbrillen" oder auch "Stecher". Bekannt sind vor allem die Theatergläser oder die sogenannten "Lorgnettes". Untrennbar verbunden mit der Entwicklung des Fernglases ist aber die Firma Carl Zeiss aus Jena. Mittlerweile kann die Klasse der Ferngläser auf eine über 100-jährige Tradition zurückblicken, da Carl Zeiss am 9. Juli 1893 das Deutsche Reichspatent für ein "Doppelfernrohr mit vergrößertem Objektivabstand" erhielt. Ab diesem Zeitpunkt erfolgte eine rasante Entwicklung der Zeiss Ferngläser. Bis zum Jahr 1900 wurden bereits 10.000 Prismenferngläser produziert. Im Jahr 1903 wurde das erste Aussichtsfernrohr vorgestellt und im Jahr 1919 gab es erste Ferngläser mit Weitwinkelokularen. Zielfernrohre mit Linsenumkehrsystem, die für die Jagd verwendet werden konnten, wurden im Jahr 1920 angeboten und im Jahr 1922 folgten Zielfernrohre mit veränderlicher Vergrößerung.
Im Jahr 1936 stellte die Firma Zeiss erstmalig reflexionsmindernde optische Beläge für die Zielfernrohre zur Erhöhung des Lichtdurchlasses bzw. der Transmission vor. Bedingt durch die Rüstungsaktivitäten während des Zweiten Weltkrieges, erlebte die Entwicklung der Ferngläser in den 1930er und 1940er Jahren einen enormen Entwicklungsschub. Es wurden zahlreiche Geräte und Militärmodelle angeboten. In dieser Zeit wurden bereits asphärische Linsen angewandt, deren optisch wirksame Form von der Kugelform abweicht. Durch die höhere Anzahl an Parametern konnten Abbildungsfehler vermieden werden, die bei sphärischen Linsen unvermeidbar waren.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (1945 bis 1980)

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges konzentrierte sich die Produktion auf bewährte Fernglasmodelle wie z.B. das Modell 7x50 oder das Modell 10X50 der Firma Carl Zeiss Jena. Ab den 1970er Jahren wurde dann wieder stärker in Neuentwicklungen investiert. Es entstand die Geradsichtfernglasreihe und das Hochleistungsfernrohr "Nobilem", welches allerdings aufgrund des hohen Aufwandes nur kurzzeitig produziert wurde.

Die Zeit nach 1980 bis heute

In den 1980er Jahren wurden durch Neu- und Weiterentwicklungen das Produktionssortiment an Ferngläsern und Zielfernrohren stark erweitert. In diesen Jahren ist insbesondere die Produktion blankgepresster Asphären zum Einsatz in der abbildenden Optik erwähnenswert.
Es erfolgte der Einsatz von Brillenträgerokularen bei allen neuen Ferngläsermodellen. Zudem wurde die Qualität und Langlebigkeit durch Faktoren wie Gummiummantelung, Wasserdichtigkeit, Stickstofffüllung und bleifreie Gläser verbessert. Features wie ein integrierter Kompass oder ein beleuchtetes Absehen verbessern die Nutzung der Ferngläser um ein Vieles. Heutzutage existiert eine Vielzahl von Gerätetypen, die auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse abgestimmt sind. Vor allem digitale Ferngläser haben Einzug erhalten. Bei diesen wird das optische Bild durch zwei Sensoren in digitale elektrische Signale umgewandelt. Auf zwei elektronischen Suchern kann nun das Bild nach der digitalen Bearbeitung betrachtet werden. Nachteil digitaler Ferngläser ist die Notwendigkeit eines Akkus. Der Vorteil liegt eindeutig bei der Bearbeitung des Bildes. So kann bei schwachem Licht das Bild erhellt werden.