Die Killerbienen kommen!
Die Killerbienen kommen!
jurgko

Erziehung & Kinder

Die Killerbienen kommen!

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Endlich war die Sitzecke fertig, mit einer niedrigen Mauer umgeben, auf vier Pfählen darüber das helle Wellplastdach. Ringsum die angepflanzte Hibiskushecke mit roten, gelben, cremefarbenen und weißen Blüten, war schon höher als das Dach, als dieses noch gar nicht stand. So lange dauerte der kleine Bau, zigmal länger als das große Haus. In großen Betonkästen stehen Epiphytenbäume, darauf  Orchideenpflanzen und eine Passionsblume, die mit vielen meterlangen Ranken ein Blätternetz unterm Dach spannte und für Schatten sorgte.
Eines Abends, nachdem ich  bei der Affenhitze, den ganzen Garten, Rassen, Blumen, Bäume und Sträucher bewässerte, die Dämmerung sank hernieder, eine gemütliche Zeit, wo ich in Ruhe mein Serveja namens Nova Schin, eine gute brasilianische Biersorte mir  genehmigte, da klingelte das Telefon. Ausgerechnet Schlaumeyer, der seit ich in Brasilien bin, nie wieder von sich hat hören lassen, überfiel mich mit einer Horrormeldung. Ich hatte ja schon viel erlebt, ein Krokodil, das aber ein grüner Leguan war, eine Kuh, die sich als Riesenbulle entpuppte, der von Hänschen am Schwanz gezerrt wurde, dass mir der Geldhahn in Deutschland zugedreht wurde und und...Von Schlaumeyer, da war nichts Gutes zu erwarten und schon ließ er die Katze aus dem Sack: Du wohnst doch in Brasilien, in der Nähe von Salvador, dort breiten sich die Killerbienen überall im Hinterland aus, jetzt haben die schon die Küste erreicht, brachten sie gestern im Fernsehen.
Ich verzichtete auf meine Bierpause in der Sitzecke.
Jedoch anderen Tages nahm ich es nicht so tragisch, wollte im abendlichen Halbdunkeln in der Sitzecke, meinen Bierdurst löschen. Wie es der Teufel will, ich hatte gerade das Bierglas in der Hand, da schwirrte ein lautes Brummen, um meinen Kopf und ein mindestens fünf Zentimeter langer Schatten. Vor Schreck  fiel mir mein schönes Bierglas

aus der Hand. Ich flüchtete ins Haus und rief: Die Killerbienen kommen!
Die halbe Nacht kriegte ich kein Auge zu, ich horchte und horchte. Kein einziges Brummen war zu hören. Am anderen Tag kaufte ich über hundert Meter Wasserschlauch. Überall im Garten, auf der Veranda, selbst ins Kinderzimmer legte ich Wasseranschlüsse. Dann raste ich von einem Geschäft zum anderen und wollte Wasserwerfer kaufen. Vergebens! Der Schlaumeyer hatte mir das eingeredet. Denn gegen so einen Wasserstrahl kommt kein Bienenschwarm der Welt an.
Inzwischen hatten sich alles beruhigt, auch keine bedrohliche Fernsehmeldungen und ich saß mehrere Abende mit freien Oberkörper in meiner Sitzecke bei 29 bis 30 Grad. Und trank meine Bierchen.
Doch dann in der Dämmerung passierte es wieder, so schnell konnte ich gar nicht gucken, wie mich das schreckliche Brummen umkreise. Auf einmal umschwirrten mich immer mehr Killerbienen. Ganz, ganz ruhig bleiben, nur nicht rühren, dann tun die dir nichts! redet ich auf mich ein. Ich erstarrte zum Biertrinkerdenkmal, in der einen Hand die Flasche in der andern das Bierglas. Beides wurde von Minute, zu Minute immer schwerer. Ich getraute mich nicht, Glas und Flasche abzusetzen.
Ein Killertier streifte mein Gesicht, ich fühlte den feinen Luftzug. Auf einmal traf ein Lichtschein vom Fenster her, eine weiße Hibiskusblüte, diese wurde von einer Killerbiene umsummt. Seltsam, diese hatte einen langen spitzen Schnabel und ein tintenblaues Federkleid an.