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Als der Preisvergleich überflüssig war

EVP - der Einheitsverkaufspreis

Der Einheitsverkaufspreis war ein Begriff aus der sozialistischen Wirtschaftslehre und meinte den staatlich festgelegten Verkaufspreis einer Ware, der in allen Läden galt.

Die Verkaufspreise im Sozialismus
Die Verkaufspreise in sozialistischen Staaten bildeten sich nicht durch Angebot und Nachfrage, sondern wurden durch den Staat festgelegt. Dabei war der für ein einzelnes Produkt erforderliche Materialeinsatz ebenso für die Preisfestlegung maßgeblich wie die zu seiner Herstellung benötigte Arbeitszeit. Die Preisfestlegung erfolgte also keineswegs willkürlich. Des Weiteren mussten die zum Leben notwendigen Waren in sozialistischen Staaten für die Bürger bezahlbar sein, entsprechend erfolgte bei einigen Produkten wie beim Brot eine staatliche Subvention. Bei Presseerzeugnissen wurde die anfängliche Zensur teilweise durch den Preis als Steuerungsmechanismus abgelöst. Politisch gewollte Presseerzeugnisse waren preiswert; für andere wurden halt höhere Verkaufspreise festgelegt, wodurch sich der mengenmäßige Absatz drastisch reduzierte. Für den Einkauf war der feste Einheitsverkaufspreis natürlich auch praktisch. Er führte zwar dazu, dass es keine Sonderangebote gab (die erforderliche Spannung wurde dadurch aufgebaut, dass es viele Produkte halt nur manchmal gab), ersparte den Haushalten aber auch langwierige Preisvergleiche. Im kleinen Laden auf dem Land kostete alles dasselbe wie im großen städtischen Einkaufsmarkt, wodurch sich Fahrten zu einem billigen Geschäft erübrigten.

Wo der EVP durchbrochen war
Tatsächlich war der Einheitsverkaufspreis schon vor dem Ende des Sozialismus, der in Wirklichkeit eher ein Staatskapitalismus mit sozialistischen Einsprengseln war, teilweise aufgehoben. Am besten ließ sich das in der Sowjetunion beziehungsweise den von ihr besetzten Ländern beobachten: Estnische Bücher erschienen auch in Estland in einer geringeren Auflage als russische, Ursache war die ungleichmäßige Papierverteilung. Privatpersonen nutzten das aus und kauften die Bücher zum Originalpreis auf und zogen anschließend mit einem Handkarren als Antiquariat durch Tallinn und Tartu. Die Preise waren höher als vorher im Buchhandel, denn sie nutzten die höhere Nachfrage. Die Zeit des Umbruchs in den baltischen Staaten war übrigens die einzige Zeit, in der Bücher im Antiquariat regelmäßig teurer als in der Buchhandlung waren. Die Behörden duldeten die Handkarren kurz vor dem Ende der Sowjetunion stillschweigend. Auch in der DDR gab es Abweichungen vom EVP, Bauern verkauften ihre Produkte auch auf inoffiziellen Kanälen zu Marktpreisen an Nachbarn, auch der Tauschhandel blühte.

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