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Anlegen und Spielen

Geldanlagen mit Glücksspielcharakter

Der Mensch hat einen gewissen Spieltrieb, wie sich in jeder Lottoannahmestelle leicht beobachten lässt. Das ist auch nicht weiter schlimm, solange die Verluste nicht die Existenz gefährden oder Einsparungen bei wichtigen Ausgabenposten verursachen. Die Rabbinen des Talmud haben eine weitere Einschränkung vorgenommen: Niemand darf den größten Teil seiner Einnahmen aus dem Glücksspiel erzielen. Neben den Lottoannahmestellen bieten auch Banken ihren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, den Spieltrieb auszuleben.

Aktien und Optionen

Bei Glücksspielen über Banken denken die meisten Menschen sicher an Aktien und Optionen. Aktien können eine sinnvolle Methode der langfristigen Geldanlage mit der Chance auf regelmäßige Einnahmen durch Dividenden sein. Der Umgang mit Aktien lässt sich aber auch als Glücksspiel betreiben, indem der “Anleger“ ständig Wertpapiere kauft und recht schnell wieder verkauft, wobei er auf kurzfristige Wertsteigerungen hofft. Dieses Verfahren läuft dem eigentlichen Sinn der Geldanlage in Aktien zuwider und lässt sich durch das Daytrading zu einem absoluten Glücksspiel umwandeln, wobei keine realistischen Gewinnchancen mehr bestehen. Auf ähnliche Weise lassen sich Optionen als reine Glücksspielpapiere verwenden. Besonders Leerverkäufe, also das Handeln mit Werten, welche der Verkäufer noch gar nicht besitzt, birgt große Verlustgefahren.

Gewinnsparen als gemäßigtes Glücksspiel
Während die Verluste bei der Verwendung von Aktien zum Glücksspiel statt zur Geldanlage recht hoch ausfallen können, hält sich die Verlustgefahr bei einem traditionellen Spiel an der Bank in vertretbaren Grenzen. Das Gewinnsparen wird von Volks- und Raiffeisenbanken sowie von Sparkassen angeboten. Bei der heute üblichen Form zahlt der Mitspieler vier Euro als Sparbeitrag und einen Euro als Einsatz für ein Los, wobei der Sparbeitrag im Dezember unverzinst zur Auszahlung kommt. Heute ist die automatisierte Abwicklung des Spiels über das Girokonto üblich, so dass sich der Kunde als Mitspieler um nichts kümmern muss. Viele Banken empfehlen ihren Mitspielern, zehn Lose mit fortlaufenden Losnummern zu kaufen, damit sie pro Monat mindestens einen Gewinn in der niedrigsten Gewinnklasse erzielen, wodurch sich Ausgaben von fünfundvierzig Euro monatlich ergeben, da von den zu zahlenden fünfzig Euro der Mindestgewinn abzuziehen ist. Das ist ein recht hoher Betrag, auch wenn ein tatsächlich monatlich zehn Lose spielender Kunde vierhundertachtzig Euro im Dezember ausgezahlt erhält. Weniger kostenintensiv ist das Spielen eines einzigen Monatsloses beim Gewinnsparen. Die Dezember-Auszahlung beläuft sich dann nur auf achtundvierzig Euro, aber dafür wurde ja auch deutlich weniger eingezahlt.

Sparbücher mit Zockelementen

Einige Banken bieten Sparbücher mit Gewinnchancen an. Sie zahlen zusätzlich zum geringen Zinssatz für ein Sparguthaben mit dreimonatlicher Kündigungsfrist einen Zuschlag, wenn ein bestimmtes Ereignis eintritt. Dieses Ereignis kann wie bei der Postbank der DAX beziehungsweise der Goldpreis oder wie bei einigen Sparda-Banken die Platzierung eines unterstützten Fußballvereines in der Tabelle sein. Diese Sparbücher erfüllen das Bedürfnis des Bankkunden nach einem Glücksspiel, zugleich ist ein nomineller Geldverlust nicht möglich, so dass es sich bei diesen um ein ideales Produkt für Banksparer handelt, welche ein spielerisches Element in ihre Geldanlage einführen möchten.