Martin Abraham

Kino & Fernsehen

Joe Dantes „Homecoming“ (DVD) – Die Zombies des Irakkriegs

Joe Dante galt in den 80er Jahren ein bisschen als der böse Bruder Spielbergs. Der Begriff ist nicht mehr nötig, seit Spielberg selbst düstere Filme wie „Krieg der Welten“ dreht, aber dennoch ist Dantes Grundhaltung weitaus ironischer und subversiver. Doch finden sich unter seinen Filmen zwar böse Satiren auf die amerikanische Kleinstadtwelt, aber eindeutige politische Inhalte sind bei ihm eher selten.
Aber Politiker, die lügen, um einen Krieg beginnen zu können, ein Präsident, der möglicherweise durch Wahlbetrug an die Macht gekommen ist, das waren Themen, die nach einem filmischen Kommentar schrien. Und Drehbuchautor Sam Hamm, dem das Drehbuch zu Tim Burtons „Batman“ zu verdanken ist, lieferte dann auch die passende Geschichte.

Joe Dantes „Homecoming“ (DVD) – Die Zombies des Irakkriegs
Joe Dantes „Homecoming“ (DVD) – Die Zombies des Irakkriegs

Wenn Soldatenzombies wählen gehen

Ein Soldatenzombie in US-Uniform betritt ein Wahlbüro. Er macht sein Kreuz, wirft den Schein ein und fällt tot um. Seine Mission ist beendet. Die herrschende Regierung soll abgewählt werden. Und er ist nicht der Einzige …
Regisseur Joe Dante und Drehbuchautor Sam Hamm zeigen in „Homecoming“ (2005), was passiert, wenn tote Soldaten aus ihren Gräbern kommen. Nicht irgendwelche Soldaten. Tote Soldaten aus dem Irak. Soldaten, die in ihrer großen Mehrheit genau diese kriegführende Regierung gewählt haben.

Sterben für eine Lüge

Der Film geht davon aus, dass Soldaten im Prinzip den Krieg nicht ablehnen. Also gibt es eigentlich auch keinen Grund für Ruhelosigkeit im Tod. Aber auch Soldaten sterben nicht gern für eine Lüge. Das kann sie sogar mächtig unzufrieden machen. Zunächst versuchen sie es aber auf zivile Art. Legal durch Wahl. Aber gab es nicht auch in der Wirklichkeit mal so etwas wie Wahlfälschung in den USA? Werden die Untoten doch noch richtig wütend? Vielleicht wird aus dem Film doch noch ein echter Zombie-Film, wie man ihn erst erwartet ...
Mit diesen Erwartungen spielt „Homecoming“. Aber Schrecken zu erzeugen ist nicht das Hauptanliegen. Der Film ist auch rührendes Familiendrama über Väter und Mütter, die ihre Kinder verloren haben. Er ist satirische Analyse der konservativen Publizisten und Meinungsmacher, der von ihnen beherrschten Medien, der regierenden Politiker. Und er ist amerikanisch-pathetisch in seinen Schlusstönen.

Der passende Film zum Irakkrieg

Es ist erstaunlich, wie viel Dante und Hamm in diesem 60-minütigen Film unterbringen. Auf den Filmfestspielen in Turin gab es damals dafür stehende Ovationen. Denn die Zeit für einen solchen Film war reif. Besonders in Amerika, wo für die Regierung und ihre Presse das Gesetz der ‚omerta‘ galt. Es gab keine Bilder von Särgen, von Toten, von Beerdigungen. Alles andere hätte George Bush vermutlich wieder zur Flasche greifen lassen.
Wo die Wirklichkeit versagte, musste die Fiktion aushelfen. Und wenn das liberale Hollywood sich zu der Zeit lieber mit der Vergangenheit oder dem Ausland beschäftigte, musste diese „kleine Zombie-Geschichte" (Hamm) eben für Ersatz sorgen.
Entstanden ist „Homecoming" im Rahmen der für das amerikanische Fernsehen produzierten Serie „Masters of Horror“, an der verschiedene Regisseure wie auch John Landis, John Carpenter, Dario Argento, Tobe Hooper beteiligt waren. Die DVD „Homecoming“ gibt es als Einzelfilm oder gemeinsam mit Stuart Gordons „Dreams in the Witch House“.