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Kritiken zu guten und schlechten Filmen!

Kinofilme - Kritiken aus dem Lichtspielhaus!

Aktuell rezensiert: - George Clooney in "Up in the Air" - Wertung: 96 / 100
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Filmkritik: Up in the Air - wo bin ich zu Hause?

George Clooney auf der Suche nach Geborgenheit.

George (Timothy) Clooney spielt einen professionellen "Feuerer" namens Ryan Bingham. Genau, er bekommt Geld dafür, dass er Menschen von ihrem Arbeitsplatz verweist. Trotz der Brisanz, die ein Gespräch mit ihm hat, spricht er scheinbar emphatisch auf die Menschen ein. Mit charmant-seriöser Attitüde wird den Ex-Angestellten ihr Leben nach dem jetzigen bei dieser Firma versüßt. Dabei nutzt er Standardphrasen, die auch Verkäufer bei ihrer Ausbildung gelehrt bekommen. Scheinbar ist viel Masche dahinter und wenig Herzblut. Ihm - also dem guten Ryan - scheint das in seiner Rolle egal zu sein. Er sammelt fleißig seine Flugmeilen von Kunde zu Kunde, lebt das Leben des ewig Rastlosen und Jet-Lag-iisten. Ziel seiner Reise ist die Zehn-Millionen-Marke an Flugmeilen. Denn dies bedeutet eine tolle neue Plastikkarte und ein Gespräch mit dem Captain der Airline. Auf dem Weg dorthin merkt man aber seine Selbstbezogenheit und Ignoranz gegenüber anderen - auch seiner Familie gegenüber. Erst als es zur Hochzeit seiner Schwester kommt und er auch eine Frau mitbringt, die er halbwegs seine Freundin nennt, merkt man ein Nerven- bzw. Gefühlskostüm in ihm. Dass seine neue und sehr eifrige Mitarbeiterin und frisch gebackene Harvard-Absolventin Natalie (Anna Kendrick), die er einarbeiten soll und alles auf den Kopf stellen will, ihm nun ins Gewissen redet, ob er nicht doch etwas Ernsthaftes gefunden hätte, zeigt, wie wenig er Verantwortung haben will. Er genießt seine Freiheit! Ein witziger und zugleich trauriger Moment ist dann wohl der Dialog zwischen ihm und Natalie, den man auch im sehr guten deutschen Trailer sieht: Sie: Was für eine Art Beziehung ist das denn? Er: Kennen Sie den Moment, wenn Sie einem Menschen in die Augen schauen und spüren, dass er Ihnen direkt in die Seele blickt, und die ganze Welt wird still? Sie: Ja! Er: Gut! Ich nicht. Nachdem sich das Ergebnis eines Feuer-Gesprächs mit ihm - und ihr als Zuhörerin - später als fatal herausstellt, schmeißt sie ihren Job. Als sie, die an die absolute Liebe glaubte und dann doch von ihrem Freund verlassen wurde, schließlich von der Bildfläche verschwunden ist, bricht dann auch nach und nach die Liaison mit Ryans "Freundin" zusammen. Er besucht sie überraschend zu Hause und findet Vater und Kind vor. Sie hatte ihm 'was vorgespielt und predigte nun, dass er ja gewusst haben müsse, dass es nichts Ernstes sei. Zwischenzeitlich sah er sich in seiner heilen Flugmeilenwelt gefährdet, nämlich dann als das Fliegen von seiner Firma als zu kostspielig erachtet wurde und man künftig per Video aus der Ferne feuern würde. Da dieser Wandel mit dem Kommen von besagter Natalie eingeführt wurde und nach ihrem Austritt aus der Firma wieder abgeschafft wurde, war am Ende wieder alles beim Alten. Am Ende sagte die Stimme aus dem Off (Ryans Erzählerstimme) sinngemäß, dass er schön in der Luft segelt während die anderen auf der Erde sich im Bett umdrehen. Ryan, der dauer-beschäftigte und nimmer-satte Geschäftsmann. Fazit Wie das Leben an einem vorbeisegelt, wenn man nur in Arbeit steckt und wie man sich dabei überhaupt nicht einsam fühlt, zeigt der Film sehr nah dran an der Realität. Ich für meinen Teil konnte mich mit dem Charakter auch charakterlich gut arrangieren. Nicht zuletzt waren es auch diese Züge, die die letzte Beziehung meinerseits wohl nicht am Leben halten konnten. Trotz aller Automatismen, die man als Verkäufer - ja sein Job ist damit vergleichbar - gezeigt bekommt, gibt es einen Moment, wo Ryan wirklich empathisch wirkt. Dabei geht es darum, dass sich ein jetzt Angestellter als damaliger Student für's Kochen brennend interessierte und wegen des Geldes aber diesen Traum des Koch-Seins aufgab. Die anfängliche Wut über den Rauswurf war nach Ryan's Erwähnung dieses alten Ziels wie verflogen. Das war ein starker - vor allem emotionaler - Moment. Insgesamt ist "Up in the air" ein Film aus dem Leben. Sehr authentisch, gespielt von einem charismatischen George Clooney und einer zwar übereifrigen aber immerhin nicht eiskalten Anna Kendrick, die zeigt wie man wirklich emotional reagieren müsste, wenn man diesen Job ausführt. Am meisten hat mich aber überrascht, wie nachdenklich der Film eigentlich erzählt wird. Ich hatte es zunächst mehr als Erfolgsfilm eines immer reisenden Geschäftsmannes verstanden. Dennoch war ich positiv überrascht. Der Wiederguck-Faktor liegt bei mindestens zwei! Meine persönliche Wertung liegt bei 96% - dem sogenanntem "heart score". PS: Der Film ist nicht mehr so ganz taufrisch im Kopf (am 03.05.2010 gesehen!), aber durch den Trailer werden die wichtigsten Aussagen ziemlich gut wiederbelebt.