Annette Scholonek

Ratgeber, Anleitung & Ausbildung

Kreatives Schreiben: Mit Ratgebern zur Kreativität nach Regeln

Kreatives Schreiben lernen ist der Traum vieler Menschen. Früher hieß es über die Kunst des Schreibens: Zum Schriftsteller muss man geboren werden. Seit dem 21. Jh. heißt es: Kreatives Schreiben kann man lernen, auch konkret literarisches Schreiben.

Vom „Creative Writing“ zu „kreatives Schreiben“: der Ursprung der Schreibkurse

Schreibkurse zum sogenannten „Creative Writing“ veranstalteten zuerst die Erfolgsautoren der USA. Seit den 1990er Jahren findet das „Creative Writing“ auch in Deutschland immer mehr Verbreitung: Schreibratgeber zum kreativen Schreiben entstehen und Autorentrainer bieten in Autorencoachings Nachwuchsautoren ihr Wissen zum Schreibhandwerk an. Sogar Schreibschulen und Fern-Unis gibt es mittlerweile, die das Handwerk des kreativen Schreibens lehren.

Kreatives Schreiben online lernen: von Schreibkursen und Autorenforen

Seit dem Internet entsteht eine Schreibwerkstatt immer häufiger als Online-Schreibwerkstatt. Autorencoaches geben den Autoren ihre Textkritik per Mail oder auf speziellen Plattformen.

Kreatives Schreiben lernen Autoren aber nicht nur über kostenpflichtige Autorentrainings und bezahlte Literaturkurse. Auch das Veröffentlichen der eigenen Texte in einem Autorenforum gibt den Autoren bereits wertvolle Textkritik zu ihren Werken, seien es Kurzgeschichten, Jugendbücher oder Fantasy-Romane.
 

Freie Kreativität und Schreibregeln?

Kreatives Schreiben bedeutet nicht, der Kreativität freien Lauf zu lassen. Vielmehr folgt kreatives Schreiben – verstanden als literarisches Schreiben – gewissen Schreibregeln. Viele Autoren, die kreativ schreiben lernen wollen, möchten bei ihren Lesern ankommen – und bei den großen Verlagen. Viele wollen einen Bestseller landen. Und das bedeutet: Die Autoren und Autorinnen müssen leserfreundlich schreiben: kreativ, aber nach Regeln.

Bekannte Schreibratgeber: Sol Stein, Fritz Gesing und Hans Peter Roentgen

Schreibratgeber wie Sol Stein oder Fritz Gesing haben bereits eine Reihe von Regeln fürs kreative Schreiben aufgestellt. Die Werke dieser Autoren gelten schon als Klassiker, ebenso eine Reihe weiterer Ratgeber zum Schreiben.

Manche neue Autoren und etablierte Schriftsteller können die Regeln aus den Stilratgebern längst vor sich herbeten. Zu den wohl bekanntesten Regeln der Ratgeber gehören:

  • Meide Passiv!
  • Meide Adjektive!
  • Meide Schachtelsätze!
  • Meide Füllwörter!
  • Meide Infodump!
  • Meine Rückblenden!
  • Meide Langatmigkeit!
  • Meide Klischees und platte Charaktere!

Neben den „Verboten“ beim kreativen Schreiben von Romanen und Kurzgeschichten nennen die Schreibratgeber auch eine Reihe von Geboten:

• Entwickle eine logische und spannende Handlung!
• Entwerfe facettenreiche Charaktere!
• Eine Geschichte braucht Konflikte!
• Arbeite mit Metaphern, erzeuge Bilder im Kopf!
• Schreibe lebendige Dialoge wie im Film!

Es gibt in der Vielfalt der Schreibratgeber noch eine Reihe weiterer Schreibtipps und Varianten dieser Regeln.

Schreibregeln brauchen Autoren sowohl für das Manuskript bzw. für den Roman selbst als auch für das Schreiben des Exposé – der Inhaltsangabe des Romans. Den ersten deutschen Ratgeber fürs Schreiben des Exposé hat Hans Peter Roentgen verfasst. Aber die Anforderungen der Verlage an ein Exposé sind oft widersprüchlich. So wünschen sich die Verlagslektoren ein Exposé, das zugleich

  • kurz
  • verständlich
  • hochinformativ
  • logisch
  • und interessant ist.

Die Punkte 2 bis 5 kollidieren aber oftmals mit der dringend gewünschten Kürze.
 

Die Regeln zum kreativen Schreiben in der Kritik

Längst sind die Stilregeln der Ratgeber in die Kritik geraten. Schreibexperten, Autoren und Leser haben erkannt, dass die Schreibregeln zu einer Art Einheitsstil führen und die Vielfalt der Literatur einschränken. Reguläre Stilmittel der Sprache, die bereits berühmte Schriftsteller verwendet haben, erschienen durch die Schreibregeln plötzlich „schlecht“ oder „verboten“. Zumindest die guten Autorencoaches und Lektoren sehen diese Regeln zum kreativen Schreiben „relativ“ und erkennen ihre Grenzen an. In manchen Autorenforen dagegen halten sich Nachwuchsautoren die Regeln gegenseitig wie unumstößliche Gesetze unter die Nase.

Insgesamt kann man sagen: Je mehr ein Autor beim kreativen Schreiben seines Romans den Mainstream ansprechen möchte und Literatur in den „trivialen“ Genres wie Krimi, Thriller, Liebesroman. Jugendbuch, Fantasy und Science Fiction schreibt, desto mehr sollte er sich an den klassischen Regeln für das kreative Schreiben orientieren. Allerdings gilt auch hier: Richtlinien sind keine Verbote. Füllwörter, Passiv und Adjektive sollten sparsam und sinnvoll verwendet, aber nicht komplett aus dem Manuskript verbrannt werden. Professionelle Lektoren, Autoren und Schreibexperten treten deshalb einen Schritt zurück und erkennen, wie die Schreibregeln für den konkreten Roman oder für die konkrete Kurzgeschichte modifiziert werden müssen – und: für welche Romane gewisse Schreibregeln nicht gelten.

Im Internet finden Autoren auch viele interessante Artikel mit kostenlosen Schreibtipps für kreatives Schreiben wie zum Beispiel auf der Website des Flyfiction Fantasy Verlags. Dort gibt es auch speziell Tipps zum kreativen Schreiben von Fantasy-Romanen. Das Schreiben von Fantasy Geschichten ist gerade bei jungen Lesern sehr beliebt. Für Fantasy-Romane gelten allerdings besondere Regeln beim kreativen Schreiben. Hier muss oft eine neue Fantasy-Welt voller Magie den Lesern logisch und verständlich nähergebracht werden.