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Es müssen nicht gleich Tausende investiert werden

Minijoule - Solarkraftwerk für Jedermann und Jedefrau

Die Einspeisevergütung sinkt von Jahr zu Jahr, weil auch die Preise für umweltfreundliche Photovoltaik-Systeme fallen. So wird langsam auch das rentabel, was noch vor einigen Jahren kaum vorstellbar war: Den selbst erzeugten Strom auch selbst zu verbrauchen und damit die eigene Stromrechnung zu senken.

Nach dem Motto: Auch Kleinanlagen können zum Klimaschutz beitragen, wird unter dem Namen "Minijoule" ein kleines Solarkraftwerk als Bausatz verkauft. Die Preise liegen (Stand Sommer 2011: zwischen knapp 800 und knapp 1.100 Euro). Somit werden Käuferschichten erschlossen, denen bisherige Solaranlagen zu teuer waren. Mit den 1.000 Euro bewegt man sich in dem Bereich, in dem sich teure Geschenke (etwa zur Hochzeit usw.) bewegen.

Das hört sich zunächst einmal sehr preiswert an. Entscheidend ist allerdings, welche Leistung der Käufer für diesen Preis erhält und da muss man einige Abstriche machen. Für die 799,- Euro, die die Basisversion des Minijoule Kraftwerkes kostet, liefert das Solarmodul 185 Wp und verfügt über einen passenden Wechselrichter. Wenn man die aktuellen Angebote für größer Anlagen sieht, die bei rund 2.500 Euro je kwp liegen, ist die minijoule Anlage also relativ teuer. Allerdings ist es bei vielen Anlagen der Fall, dass sie relativ zur Leistung teuer sind, je kleiner sie dimensioniert sind. Die kleinen Dimensionen der Anlage machen aber das Solarkraftwerk auch transportabel und ermöglichen damit auch Mietern umweltfreundlichen Strom zu erzeugen. Das ganze ist darauf angelegt, dass es der normale Mensch selbst aufbauen und anschließen kann, wie man das im Werbevideo so schön sieht.

Vor die Eigennutzung des Sonnenstroms ...

... hat der Gesetzgeber die Bürokratie gesetzt

Wenn man die Anlage alleine aufbauen und einfach per Steckdose ans eigene Stromnetz hängt und selbst erzeugten Solarstrom einspeist, bedeutet das noch lange nicht, dass man das auch nach den Vorschriften machen darf. In den Niederlanden ist es zulässig. In Deutschland sagen die Netzbetreiber, dass ein Anschluss nur zulässig sei, wenn das ganze mit einer zusätzlichen ENS26 Netzabschaltung versehen ist und der Anschluss von einem Elektrofachmann erfolgt.

ENS26 trennt die Solaranlage vom Stromnetz, falls das Stromnetz abgeschaltet wird. Das macht der Wechselrichter zwar auch schon, denn der speist auch nur dann Strom ein, wenn Strom auf dem Netz da ist. Aber - doppelt gesichert hält besser. In den wenigsten europäischen Ländern wird diese doppelte Sicherung verlangt. Es ist schon erstaunlich, dass eine in Spanien zugelassene Genkartoffel oder ein Medikament in ganz Europa verkauft werden darf, aber eine in den Niederlanden zum Anschluss erlaubte Photovoltaikanlage nicht.

Liest man sich durch die Vorschriten durch, dann ist das vielleicht nicht ganz so eindeutig, wie die Versorgungsunternehmen das darstellen. Es stellt sich schon die Frage, ob überhaupt ein Anschluss an das öffentliche Stromnetz erfolgt, wenn erzeugte Strommenge so gering ist, dass sie in 90 % der Fälle im Hausnetz, das dem Minijoule-Kraftwerker gehört, selbst verbraucht wird. Die Niederspannungsanschlussverordnung (NAV) verlangt die automatische Trennung vom Netz, falls das Netz ausgeschaltet wird und verweist im übrigen auf die Regeln der Technik, die dann vom VDE erstellt werden. Ob die dabei die Kompetenz haben, in einem anderen europäischen Land zugelassene Anschlußmöglichkeiten, für unzulässig zu erkären, kann schon bezweifelt werden.

Das, was also einen großen Vorteil der minijoule Kraftwerke darstellt, nämlich einfach, im Do-it-yourself-Verfahren Strom herzustellen, den man selbst verbraucht, ohne Einspeisevergütung, Gewerbeanmeldung, zusätzlichem Zähler, usw. wird damit zunichte gemacht.

Nach Auskunft von Minijoule Deutschland ist man aber mit Stadtwerken in Kontakt für diese Kleinstkraftwerke eine Ausnahmeregelung zu erreichen. Ich habe da meine Zweifel, denn sich - auch nur teilweise selbst versorgende Haushalte, sind für die Elektrizitätsversorger eine Horrorvorstellung.

Mit vielen kleinen Schritten Großes bewegen

Massenhafte Minijoule-Anlagen sind sicher ein Alptraum für die Energieversorger

Die Idee hinter dem Minijoule Projekt ist einfach und deshalb vielleicht so überzeugend. Für einen überschaubaren Betrag kann man einen Teil seines Stromes selbst herstellen. Mobil und häufig -- die Mittagszeit ist Spitzenlastzeit - dann wenn er gerade gebraucht wird. Preislich ist dabei sicherlich noch "Luft nach unten" drin.

Dicke Bretter sind sicher noch im Bereich der Anschlussbedingungen zu bohren. Es wäre vielleicht an der Zeit, dass Musterprozesse über die Zulässigkeit des einfachen Anschlusses an das Stromnetz über die Steckdose, wie er in den Niederlanden zulässig ist, geführt werden.

Freiwillig dürften die Netzbetreiber den Kleinstromproduzenten es sicherlich nicht einfacher machen, den selbst erzeugten Strom im eigenen Haushalt zu nutzen. So ist es schade, dass mit der zusätzlichen Absicherung über die ENS26 die Kosten um rund 300 Euro erhöht werden und mancher wird sich fragen, ob man für dieses Geld die Photovoltaikanlage nicht direkt als Inselanlage konzipiert, also den Strom (ökologisch nicht unbedingt sinnvoll) in Akkus speichert und über Wechselrichter ein zweites 220 V Wechselstromnetz - vollkommen getrennt vom öffentlichen - im Haus nutzt.