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Sport & Erholung

Nachlese zur Fußballweltmeisterschaft der Frauen 2011

Am Abend des 17. Juli 2011 wurde in Frankfurt am Main das Endspiel der Frauenfußball-Weltmeisterschaft angepfiffen und nach einer Verlängerung und dem Elfmeterschießen abgepfiffen. Schiedsrichterin war Bibiana Steinhaus aus Deutschland. Eigentlich hatten die deutschen Zuschauerinnen und Zuschauer den Gastgeber als Endspielteilnehmer und Weltmeister erwartet.

Das Ausscheiden des deutschen Teams bei der WM im eigenen Land
Deutschland schied im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister Japan mit einem knappen 0:1 nach Verlängerung aus. Dieses Ergebnis war ein Schock für die deutschen Spielerinnen und ihre Fans. Deutschland hatte eine optimale Vorbereitung durchgeführt und die Trainerin Silvia Neid legte großen Wert auf Teambildung. Allerdings stellt sich leise die Frage, ob es der Teamwerdung förderlich ist, wenn ein Teil der Mannschaft die Trainerin duzt, während andere Spielerinnen sie siezen müssen. Im Nachhinein lässt sich natürlich sagen, dass die deutsche Trainerin eine unglückliche Hand bei ihren Einwechslungen hatte. Hätte aber eine Einwechselspielerin das entscheidende Tor erzielt, wäre das Urteil gleich anders ausgefallen.

Die Leistungsspitze im Frauenfußball rückt zusammen
Bereits vor dem letzten Gruppenspieltag standen sechs der acht Teilnehmer des Viertelfinales fest, so dass in einem Teil der Vorrundengruppen nur noch um den ersten oder zweiten Platz gespielt werden musste. Dieser Sachverhalt lässt auf eine klar strukturierte Hierarchie schließen. Ihm steht jedoch gegenüber, dass eine außerordentlich hohe Anzahl der Siege mit nur einem Tor Unterschied erzielt wurde. Auch die Verlängerungen in drei von vier Viertelfinalspielen zeigen ebenso wie das erst nach einem Elfmeterschießen gewonnene Finale deutlich an, dass der Leistungsunterschied zwischen den besten Frauenfußball-Teams der Welt nicht mehr sehr groß ist.

Japan
Spätestens nach dem Sieg über Deutschland und dem spielerisch überzeugenderem Bezwingen Schwedens im Halbfinale war Japan nicht mehr der ganz große Außenseiter. Dennoch dominierten während der ersten fünfzehn Minuten die Amerikanerinnen das Endspiel der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 in Frankfurt deutlich. Das japanische Frauenfußball-Team konnte jedoch zweimal einen Vorsprung der Amerikanerinnen egalisieren und sich im Elfmeterschießen durchsetzen. Besonders beeindruckend fand ich die Parade japanischen Torfrau beim ersten Elfmeter. Sie sprang in die falsche Ecke und konnte den Ball mit ihren Händen nicht mehr greifen; es gelang ihr jedoch, ihn im Fallen mit dem Fuß wegzuschießen. Diese Parade war glänzend.
Übrigens war Japan auch vor der Weltmeisterschaft 2011 schon Vierter der Weltrangliste im Frauenfußball, allerdings beruhten die gewonnen Punkte überwiegend auf Siegen in innerasiatischen Begegnungen.

Die FIFA Frauenfußball-WM 2011 und der Publikumszuspruch
Die Spiele der Weltmeisterschaft im Fußball der Frauen wurden in Deutschland von zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauern besucht; zugleich sahen sehr viele Menschen bei den Fernsehübertragungen zu. ARD und ZDF hatten alle Spiele übertragen und den DFB auf diese Weise bei seiner Bewerbung für die Ausrichtung unterstützt, denn ein Land, in welchem keine Fernsehübertragung von WM-Spielen erfolgt, bekommt heute keinen Zuschlag als Ausrichter mehr. Auch auf den Fanmeilen war der Besuch überwiegend gut. Etwas zurückhaltend agierten die Fußballfans in Bochum, wo das Stadion oft nur schwach gefüllt war.
Erfreulicherweise blieb der Zuschaueranspruch auch erhalten, nachdem das deutsche Team ausgeschieden war. Es wurden zwar einige Eintrittskarten nach dem Viertelfinale-Aus der deutschen Frauschaft angeboten, diese fanden aber ihre Käuferinnen und Käufer, so dass die Spielerinnen aus Japan und den USA in Frankfurt vor einem ausverkauften Stadion aufliefen.

Impuls für die Bundesliga?
In Deutschland spielen die Frauen in einer eingleisigen Bundesliga um den Meistertitel. Im Fernsehen kommen die Spiele kaum vor, obgleich ARD und ZDF die Übertragungsrechte im Paket mit denen der Länderspiele erworben haben. Bei Länderspielen, dem Pokalendspiel in Köln sowie Champions-League-Spielen ab dem Halbfinale haben sie eine Verpflichtung, die entsprechenden spannenden Fußballspiele zu zeigen, für die Bundesliga haben sie lediglich das Recht dazu. Einige Äußerungen der Programmverantwortlichen lassen darauf schließen, dass die Spiele weiterhin nicht gezeigt werden sollen. Die Frauenfußball-Bundesliga spielt üblicherweise am Sonntag, der letzte Spieltag der Saison 2011/2012 findet am Pfingstmontag statt. In den Sportsendungen am Sonntag ist meistens Platz für den Frauenfußball. Eine aktuelle Berichterstattung über Fußballspiele der Frauen ist sicher interessanter für den Zuschauer als manche schwafelhafte Analyse von Problemen der einen oder anderen Mannschaft im Männerfußball.
Die Sportwette Oddset hat die Spiele der Frauenfußball-Weltmeisterschaft in das Wettprogramm aufgenommen, während die Bundesliga meistens fehlt. Der Zuschauerzuspruch bei Fußballspielen von Frauenteams wird nur wachsen, wenn diese regelmäßig im Fernsehen gezeigt sowie in die Oddset-Wette integriert werden. Eine Zunahme der Zuschauerzahlen ist wünschenswert, damit die Fußballspielerinnen von ihrer Arbeit mit dem Ball leben können.