Nikolaj Gogo - "Der Newskij Prospekt" und "Rom"
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Nikolaj Gogo - "Der Newskij Prospekt" und "Rom"

Teil I: Zur Person - Nikolaj Gogol

a) Biographie:

  • 01.04.1809: * in Sorotschinzy im ukrainischen Gouvernement Poltawa
  • 1828: Abschluss des Lyzeums für adlige Kinder in Poltawa
  • 1829: verzweifeltes Bemühen um eine Anstellung am Petersburger Theater
  • 1828 - 1836: Adjunkturprofessor am Lehrstuhl für allgemeine Geschichte an der Petersburger Universität 
  • 1836 - 1848: Auslandsaufenthalt (v.a. in Italien, zuletzt Pilgerreise nach Jerusalem)
  • 1842 - 1852: Arbeit an den "Toten Seelen"
  • 04.03.1852: Gestorben in Moskau

b) Gogol als Schriftsteller:

  • 1829: Versidylle "Hans Küchelgarten"
  • 1831: Erzählungen "Abende auf dem Weiler bei Dikanka, Teil I"
  • 1832: Abende auf dem Weiler bei Dikanka, Teil II 
  • 1835: "Petersburger Novellen" oder "Petersburger Erzählungen"
  • 1836: "Der Revisor"
  • 1842: "Die toten Seelen I"
  • 1847: "Ausgewählte Stellen aus dem Briefwechsel mit Freunden"

c) Stil:

  • Thematik: Widerspruch zwischen Schein und Sein
  • Merkmale: Neigung zur Übersteigerung und Kontrast, Fülle realistischer Details, Humorist mit düsteren Zügen
  • Begründer der natürlichen Schule: 1846 von Fadej Wenediktowitsch Bulgarin geprägter Begriff und Vorform des Realismus mit handlungsarmen, aber detailreichen Prosatexten. Vertreter mit ihrem Frühwerk u.a.: Fjodor Dostojewskij, Aleksandr Herzen, Nikolaj Nekrassow
Teil II: Der Newski Prospekt

(Teil der "Petersburger Erzählungen", zuvor veröffentlicht in "Arabesken II")

a) Formale Merkmale

  • Titel: Der Titel scheint das Thema der Kurzgeschichte schon zu nennen. Statt auf dem suggerierten Hauptschauplatz Newski Prospekt erleben die Protagonisten aber Abenteuer in anderen Straßen.
  • Struktur: Beschreibung des Newski Prospekts dient als Rahmenhandlung, der sich trotzdem zu einem eigenen Mikrokosmos entwickelt.
  • Stil: Die charakteristischsten Stilmittel von Gogol
  • >> Metapher: Vergleich von Personen und Gegebenheiten mit Szenen aus Natur oder Fantasie.
  • >> Synekdoche: Eine willkürliche zusammengestellte Mischung von Figuren steht für einen ganzen Stand. Figuren werden lediglich durch Äußerlichkeiten charakterisiert.

b) Inhaltliche Merkmale

  • Das Künstlerportrait: Piskarjow ist ein Beispiel für den Künstlertypus.
  • Kunst des Malens scheint im Vergleich zu den italienischen Maßstäben willkürlich und alltäglich.
  • Piskarjow betrachtet Menschen wie Situationen aus einem technischen Blickwinkel. Die Prostituierte ist in Piskarjow Augen keine leibhafte Frau, sondern ein idealisiertes Objekt, dem er Tugendhaftigkeit zuspricht.
  • Der Leutnant: Pirogow ist der ironische Konterpart zu Piskarjow.
  •  >> Eigenschaften eines typischen St. Petersburger Leutnants: eingebildet, oberflächlich, selbstsicher.

c) Arabeske im Text:

  • Der Text scheint in verschiedene Stücke aufgeteilt, die nie wirklich zusammenpassen. Direkter Verweis von Piskarjow auf diese Tatsache:
"Ihm schien, ein Dämon habe die ganze Welt in zahllose Stücke zerkrümelt und diese ohne Sinn und Nutzen durcheinandergemischt" (S. 723)
  •  Stilistische Arabesken umschließen eine Leere, eine fehlende Aussage oder einen nicht psychologisierten Charakter. 

d) Der Einfluss E.T.A. Hoffmanns auf Gogol

  • Die Figuren: Der Protagonist Piskarjow ist ein ungeheuerlicher, phantastischer Charakter, der dem Anselmus ähnelt. Allerdings weicht Gogol bei der Ausgestaltung des Endes von der Hoffmann'schen Märchenform ab und erinnert eher an dessen unheimliche Erzählungen.
  • Die Thematik: Der träumerische Jüngling verliebt sich in ein unwürdiges Mädchen und sucht in einer Traumwelt (Serpentina, die Fantasie) Zuflucht von der Realität (Veronika). Allerdings kann sich der Protagonist bei Gogol nicht von der Liebe zum Gegenstand der geliebten Frau lösen und geht daran zugrunde.
Teil III: Rom (Ein Fragment)

a) Entstehungsgeschichte

  • Resultat aus Gogols eigenem, autobiographischen Romerlebnis (insgesamt sechs längere Romaufenthalte in der Zeit von Juni 1836 bis April 1848)
  • Anfänglich als Roman namens "Annunziata" geplant.
  • Veröffentlicht 1842 in Pogodins "Moskvityanin"

b) Formale Merkmale:

  • Handlungsarmes Werk: Einzige Rahmenhandlung um den Rückblick auf den Lebenslauf des jungen Fürsten ist die angedeutete Entwicklung einer Liebesgeschichte zwischen ihm und der schönen Albanerin Annunziata.
  • Stil: reich an stilistischen Mitteln, groteske Passagen auf ein Minimum reduziert.
  • Struktur: Arabeske Textstruktur - der chronologische Handlungsstrang wird immer wieder durch Rückblenden, Zeitenwechsel, Personencharakterisierungen oder Stadtbeschreibungen unterbrochen.

c) Inhaltliche Merkmale:

  • Die Gedanken des Prinzen reflektieren Gogols eigene Haltung gegenüber Italien und Rom sowie seine Einstellung zu Paris und den Franzosen.
  • Die Thematik: Ein Ansatz zu einem Grundprinzip von Gogol ist gegeben - auch der Prinz verliebt sich in eine Frau, vergleichbar mit Piskarjow im "Newski Prospekt". Auch er lässt sich von der falschen Sichtbarkeit des Urbanen in Paris trügen, aber gerät auf den rechten Weg. Handlungsunabhängige Themen wie die Geschichte Italiens, das italienische Volk oder die Architektur treten in den Vordergrund. 

d) Arabeske in der Stadtdarstellung

  • Die Neuentdeckung des Heimkehrers Principe nach Rom verläuft aus der Perspektive eines "Stadt-Jägers", der es auf die Architektur, das Abenteuer der Formen, abgesehen hat. 
  • Verschiedene Formen der Arabeske
  • >> Heterogenität der verschiedenen Epochen der römischen Geschichte, die als Gesamtkomposition zu einer Einheit der Zeitalter wird.
  • Charakterisierung der Menschen mit dem Stilmittel der Synekdoche (z.B. die typische römische Gasse)
  • Die Werschätzung des künstlerischen Instinkts des italienischen Volks