Schlimme Teufelei zum Weihnachtsfest
Schlimme Teufelei zum Weihnachtsfest
jurgko

Erziehung & Kinder

Schlimme Teufelei zum Weihnachtsfest

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Wehmütig erinnerte ich mich an die Vorweihnachtszeit in der Heimat, an den Weihnachtsmarkt, den hohen geschmückte Tannenbaum mit Hunderten strahlenden Lichtern, die vielen Holzbuden, dazu den steinernen Hanfried auf seinem Sockel mit erhobenen Schwert. Überall rauchten Roste mit den knusprigen Bratwürsten. Nirgends wo schmeckten diese leckerer als in meiner Thüringer Heimatstadt. Sogar hier auf der Palmeninsel, viele Tausende Kilometer entfernt, rieche ich  noch den Duft. Auch die Weihnachtslieder, auf die ich sonst nicht besonders achtete, klangen mir nostalgisch in den Ohren:“ Von Himmel hoch ,da komme ich her! Es ist eine Rose entsprungen! Oh, Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter!“
Der Schmelztiegel am Himmel schüttete  seine Affenhitze über mich auch.
Zum Dezemberanfang, als ich meine Rente abhob, fiel ich aus allen Wolken. Nicht mal  die halbe Rente konnte ich vom Automaten abheben. Nicht mal für Weihnachtsgeschenke oder ein Glas Bier reichte es mehr. Laufend rief ich Ulrich, meine bevollmächtigte Vertrauensperson an: Was ist nur mit meinem Konto los, ich kann nur 400 Euro umgerechnet, abheben, Weihnachten steht vor der Tür?
Hundert mal habe ich dir gepredigt:“ Pass auf deine Karte besser auf, damit deine Frau,  ihre Verwandten oder deine Freunde diese nicht benutzen können. Dein Konto ist in Ordnung!“
Ich hatte mich schon deswegen mit meiner Frau zerstritten. Mit Kind und Kegel , zog sie nach Salvador zu ihrer Mutter. Ich sehe noch ihr trauriges gedemütigte, Gesicht. Weinend verließ sie mich.
Ich konnte machen, was ich wollte, schrieb eine Eingabe, nach der anderen, an meine Bankfiliale in Jena, ob ich nicht mal meine Kontoauszüge bekommen könnte, dass ich den Verdacht habe, mein Konto wird ausgenommen, wie ein Weihnachtsgans. Keine Antwort. Alles vergebens. Erst als ich die Bank- Aufsichtsbehörde anschrieb,  bekam ich nur zur Antwort, die Bank habe dieser mitgeteilt, dass es gar nicht möglich wäre, dass Dritte mein Konto abheben könnten.
Wieder rief ich Ulrich an:“ Ich glaube nicht, dass mein Konto in Ordnung ist!“
Eure Scheißautomaten funktionieren nicht richtig! kanzelte er mich ab.
Ich versuchte die schwarzen Wolken zu verdrängen, die über mir hingen, erinnerte mich wieder der schönen Vorweihnachtszeit in Jena, die vielen Weihnachtsfeiern, besonders an die letzte bei unseren Orchideenpfarrer, da gab es sogar für uns, die Orchideenschützer, die oft ehrenamtlich tätig waren, wie in den Rühmann Film, eine richtige Feuerzangenbowle, die in einem gusseisernen Kessel, an Ketten hängend, über ein Feuer angerichtet wurde.
Selbst Jahre nach dem unsere Brigade aufgelöst und  unser VEB- Betrieb abgewickelt wurde, trafen wir uns noch im Roten Hirsch zu zünftigen Weihnachtsfeiern und sangen wieder wie einst unsere derben Lieder:“ Die alte Nettelbecken kann uns am A.... lecken! Sind unsere Strassen auch  holprig, wir wählen Walter Ulbricht! Oh du wunderschöner Westerwald, da pfeift der Wind so kalt!“
Wir lachten wieder über die verkalkten Arbeiterveteranen, humorlose Genossen, die damals an einem  Tisch saßen, die sich mächtig über uns aufregten und glaubten unsere sozialistische Brigade wäre eine getarnte, neofaschistische Weihnachtsfeier. Einer von uns,  angeheitert, stellte sich sogar auf dem Tisch und äffte Hitler nach, das R rollend:“  Bevor wir abtreten, schlagen wir die Tür hinter uns zu, dass ganz Europa erzittere!
Weihnachten und Silvester rückten immer näher, ich hoffte inständig, dass das schlimme Jahr endlich  zu Ende ginge und bessere Zeiten  kommen würden.
Zu Weihnachten  trafen wir uns bei der Schwiegermutter in Salvador. Auf einem Tisch,  unter dem künstlichen mit grünen Kunststoffnadelzweigen, elektrischen Kerzen, Weihnachtssternen geschmückten Weihnachtsbaum, lag ein Paket an mich, von meiner Bank. Neugierig und freudig überrascht, malte ich mir aus, was das wohl für ein prächtiges Geschenk darinnen wäre. Ja, endlich zeigte sich die Bank für den vielen Ärger und langen Nerven- und Papierkrieg erkenntlich, lobte ich diese. Es war wirklich ein großartige Weihnachtsüberraschung für mich. Ich freute mich riesig.
Jedoch als ich das Paket öffnete, wurde mein Gesicht immer länger, darinnen lagen etwa hundert Bankauszüge und eine Mahnung, dass mein Konto mit 3000 Euro überzogen wäre und ich dieses schnellsten in Ordnung bringen müsste, denn es steht vor der automatischen Schließung!
Schon hielt ich den letzten Bankauszug in der Hand. Ich erschrak, ausgerechnet Ulrich, für den ich die Hand ins Feuer gelegt hätte, hatte nochmals kräftig, Anfang Dezember mein Konto, wie eine Weihnachtsgans ausgenommen.