Schokolade
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Schokolade am Fließband

Schokolade

Nirgendwo wird so viel Schokolade gegessen wie in der Schweiz. Und nirgendwo in der Schweiz wird sie schon so lange hergestellt wie in Broc. In der ältesten Schokoladenfabrik des Landes dürfen Besucher sogar ihre eigene Schokolade kreieren.
Im Süden von Broc ragen schneebedeckte Bergriesen in den Himmel. Im Südwesten liegt der Genfer See, im Norden Fribourg. Broc mit seinen gut 2000 Einwohnern fällt in der eindrucksvollen Landschaft am Alpenrand nicht weiter auf. Und kaum jemand außerhalb des Kantons würde Notiz von dem Dorf nehmen, wenn es nicht so viele Schokoladenliebhaber gäbe. Für Schoko-Fans ist Broc eine Reise wert. Schließlich ist dort der älteste Schokoladenhersteller der Schweiz zu Hause.
Im «Maison Cailler» sind Gäste ausdrücklich erwünscht, und das Publikum stellt man sich offensichtlich international vor: «Cailler of Switzerland» ist im neuen, 2010 eröffneten Besucherzentrum in goldenen Lettern zu lesen. Und was wird hier geboten? «Cinema, Café, Shop». Wer auf Schoko-Shopping aus ist, ist im Besucherzentrum richtig. Es gibt Schokolade in allen Variationen mit Honig oder Nougat, mit Mandeln, Nuss oder Knusperreis, in Vollmilch, Zartbitter oder weiß, Riesentafeln oder Schokokühe.
Eine kleine Ausstellung zeigt historische Fotos und Schokoladenreklame aus vergangenen Zeiten. Und dann geht es mit dem Lift noch tiefer zurück in die Geschichte: Eine Multimedia-Show zeigt, woher die Schokolade eigentlich kommt. In neun Räumen spazieren die Besucher vorbei an Szenen, die die Entwicklung des erfolgreichsten Schweizer Exportprodukts illustrieren: Erst geht es ins Reich der Azteken in Mexiko, die Schokolade vor dem Kampf tranken, dann an Bord eines Schiffes, das die ersten Kakaobohnen nach Europa brachte, anschließend an den Hof von Kaiser Karl V., der als einer der ersten Europäer das Vergnügen hatte, Schokolade zu probieren.
Die einen hielten Schokolade für ein Werk des Teufels, die anderen liebten sie umso mehr: Marie Antoinette, die in der wilden Phase der Französischen Revolution auf dem Schafott endete, soll als Henkersmahlzeit um eine schöne Tasse heißer Schokolade gebeten haben. In die Schweiz, wo heute pro Kopf mehr Schokolade gegessen wird als in jedem anderen Land, kam sie vergleichsweise spät - und nach Broc 1898. Damals eröffnete Alexandre-Louis Callier, der Enkel des Firmengründers, dort seine Fabrik. Schon seit Jahrzehnten ist Callier inzwischen mit Nestlé fusioniert und exportiert seine Schokolade weltweit in mehr als 50 Länder.
Wie die Schokolade entsteht, lernen Besucher in einer weiteren kleinen Ausstellung: Die Milch, die dafür verarbeitet wird, kommt von 56 Bauern aus der Umgebung. Die Kakaobohnen, die in riesigen Säcken lagern, stammen aus Ghana oder Venezuela. Besucher können ein paar Bohnen in die Hand nehmen und daran schnuppern. Hergestellt wird Schokolade heute allerdings auf eher ernüchternde Weise: buchstäblich am Fließband.