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Stefan Soeffky - Älterer Wein

Älterer Wein

Älterer Wein regt zum Schreiben an, und ich habe gerade welchen. „Tom Traubert’s Blues“ aufgelegt, von den billigen Zigaretten die besten gekauft…
Warum sollte man das aufschreiben? Was ist daran Besonderes? Ein ganzes Buch habe ich schon völlig ohne Konzept geschrieben und mich dann nicht getraut, es zu veröffentlichen. New Adventures in Stubenhocking! Bin halt introvertiert.
Ach, mit der Liebe, das war mal, war mal da. Die Romantik bleibt ja schon, also… Aber es ist halt keine Liebe mehr, wenn man ihnen nur noch verzeiht, mit der Bedingung der Distanz.
Na, wenn das Literatur sein soll, setze ich wohl einen erleuchteten Geist voraus. Nein, ich kann ja höchstens als Beispiel dienen. Eigentlich müsste ich dafür die tragischen Geheimnisse meiner Vergangenheit verraten, und das habe ich immer noch nicht getan. Handschellen tun weh und noch mehr der abgrundtiefe Unverstand der Hüter der staatlichen Ordnung, und dass eine Mordversuch nicht bestraft wird. Das Opfer wäre ich gewesen. Überlebt, weil ich ein bestimmtes Buch gelesen hatte, keinem was getan, nur geglaubt, dass kräftig zurückschlagen richtig ist.
In einem anspruchslosen Lebenszeichen wie diesem Text hier liegt unter diesen Voraussetzungen ein Triumph. All das Gerede da unten besagt dann rein gar nichts mehr.
Wenn das Vertrauen in Mitmenschen so restlos erschüttert ist, kann das Vertrauen in einen selbst ins Unermessliche wachsen, wenn man die Frage mit Verstand angeht. Die Idioten stehen in meiner Schuld und das nutze ich schamlos aus.
Mit Dreißig schon verbittert? *lach*
Den kleinen Kiffer haben sie damals eingesperrt, ihm nicht mal gesagt, wo er da ist, ihm dann nicht gesagt, ob er je wieder rausgelassen wird. Diese Sache, die mir da passiert ist, glauben die meisten Menschen nicht überleben zu können, nicht als die Person, die sie sind. Ich hab’s geschafft.
Die Menschen sind schon eine schwere Enttäuschung. Viel zu spät habe ich einen Intelligenztest gemacht, viel zu spät den großen Unterschied zu den Meisten verstanden. Ich kann von hier oben aus versichern, dass Metaphysik nicht für die Katz ist, dass Meditation das Beste ist, was man überhaupt tun kann, auch für seine Zukunft.
Ich habe eben die kleinen sandbefleckten Erkenntnisse zusammengefegt und zur Aufbewahrung in die kostbare Schale gegeben. Es bleibt eigentlich nichts mehr zu tun.
Wenn sich nun die Cobra erheben und ein Zeichen geben würde, das in der Ferne verstanden wird, wenn auch vielleicht unvollständig…
Die stolze Jugend, die weder Tod noch Teufel fürchtet, ist vielleicht das Wertvollste auf Erden.
Der Geist des Epikur war klar wie kaum ein anderer, leuchtet durch die Jahrtausende den Verzweifelten als einziger wahrer Erlöser. Von anderen Propheten gilt nur vereinzeltes Stückwerk.
Ich lüge vielleicht oder irre mich.
Jeder hat nur sein eigenes Leben, und kann nur das leben, kein anderes. Diese Erkenntnis kann schon reichen, um es leben zu wollen. Ungeachtet der Versprechungen der Norm, was kann mir mein Leben bieten, egal, was anderen ihr Leben bietet?
Kann ich nicht mit einem seltsamen Freund einer Nachtmusik in einem schmutzigen Hinterhof lauschen?
„Kostet vom Nektar des Absurden und werdet geheilt!“ sprach ein mächtiger Außenseitergott zur Heerschar der Blinden, die die Verheißungen des Chaos nicht sehen konnten. Und ihre Augen wurden geöffnet.
Die Fähigkeit, das eigene Leben zu leben, ist die wichtigste, der alle anderen unterstellt werden müssen. Lasst euch da nicht reinreden!