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Von Albernheit und Ernsthaftigkeit - zwei postmoderne Gedichte von Stefan Soeffky

Gnu

Gnu trieft deswegen von weitem Horizont heran. Ich hab mein Speer. Ich bin ausgelassen. Verbissen umklammern die Götter ihr Gamepad. Hohn hallt ihnen entgegen von Ameisen. Von wegen Ameisen: Der rote Supermarktname prangt stets erhaben über dem Schauplatz der kleinen Entscheidungen. Die kleinen Utensilien umgeben stets den Schauplatz der großen Entscheidungen. Wo Hohn wohnt, wohnt Hohn - dort oben! Lasst das Gewitter beginnen! Der sieche Tyrann soll am Colakurzschluss verrecken, entsetzliche Schrecken erleben, wegen elendem Weh vergehen. Ein entschlossenes Frühstück behält schließlich Gültigkeit.

Zeitgenössischer Dichter im Wald

Rehaugenblöd geht das Einhorn in den Fichtenforst
und knallt an die Laterne.
Über stumme Schwaden segelt
ein geiziger Adler
und findet im Gestein keinen Halt
bei der Landung.
Eine Ratte durchwühlt das Gehölz.
Sie erfreut sich bester Gesundheit.
Zwischen hohen Tannen aus Pappmaché
steht ein Elefant, hebt majestätisch den Rüssel
und posaunt das Ende der Welt heraus.
In Nebeln geben sich
Fuchs und Wolf eine Hand,
die dem Wilderer jetzt fehlt
an seinem linken Arm.
Ein Wiesel führt ein Gespräch mit einem Wisent
über Abschauderlichkeiten,
die dem Förster besser verborgen bleiben.
Ein Wasserfall ergießt sich,
und Mond und Sterne singen
ein Requiem.
Eine Amsel erblickt eine Chance
und hüpft über den Waldboden
unter dem Schatten des großen Dichters,
neun Meter Achtundsiebzig groß,
mit Schulterpolstern und wehenden Rockschößen,
der gestreng über das Geschehen wacht
und alle Literatur verachtet.

Anmerkung des Verfassers

Ich empfehle beide Gedichte laut zu lesen.