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Finanzen & Versicherungen

Wann akzeptiert die Bank eine Kontoüberziehung?

Eine Kontoüberziehung erfolgt immer dann, wenn der Kontoinhaber einen nicht eingeräumten Minusbetrag auf seinem Girokonto zu verzeichnen hat. Das bloße Ausnutzung des Dispo-Kredits stellt tatsächlich keine Kontoüberziehung dar. In der Umgangssprache sprechen viele Bankkunden bereits von einer Kontoüberziehung, wenn sie lediglich den genehmigten Dispositionskredit teilweise oder vollständig ausnutzen.

Wie kommt es zu einer Kontoüberziehung?
Bei der Abhebung von Bargeld am Automaten sowie bei der Bezahlung mit der Maestro Card (EC-Karte) an einer Kasse erfolgt eigentlich eine Überprüfung, ob der entsprechende Geldbetrag durch Guthaben oder durch einen genehmigten Dispo-Kredit gedeckt ist. In Einzelfällen ist diese Abfrage jedoch aus technischen Gründen nicht möglich, so dass lediglich die korrekte Eingabe der Geheimzahl (PIN) überprüft werden kann. Der Kunde bemerkt die nur teilweise Überprüfbarkeit gar nicht, sofern er nicht mehr als 200 Euro abheben oder bezahlen möchte; auf diese Summe beschränken die meisten Geldinstitute die maximale Verfügung im Falle einer gestörten Kontodeckungs-Abfrage. Der Betrag entspricht der Garantiesumme des früheren Euroschecks. Lediglich Besitzern einer für ein reines Guthabenkonto ausgestellten Bankkarte fällt die Störung auf, da diese nicht mittels ihrer Karte bezahlen können, wenn das Guthaben während des Zahlungsvorgangs nicht bestätigt werden kann.
Viele Banken räumen bei eingehenden Lastschriften einen über die Dispo-Linie hinausgehenden Überziehungsbetrag ein und umgehen somit die kostspielige Nichteinlösung. Der Kunde kann sich allerdings nicht darauf verlassen, dass die Bank einer kurzfristigen Überziehung tatsächlich zustimmen wird. Nur sehr wenige Geldhäuser veröffentlichen in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen einen Betrag, bis zu dessen Höhe sie einer Kontoüberziehung grundsätzlich zustimmen.

Ist die Kontoüberziehung teurer als der Dispositionskredit?
Die meisten Banken berechnen für eine Kontoüberziehung einen noch höheren Zinssatz als für den ohnehin schon teuren Dispositionskredit. Dieser muss selbstverständlich auf den Kontoauszügen sowie im Preisaushang des Kreditinstituts angegeben werden. Falls ein Kreditinstitut keinen Zinssatz für die Kontoüberziehung angibt, darf sie für diese nicht mehr Zinsen als für den Dispositionskredit berechnen. Auf der anderen Seite sagt die Bank durch die bloße Angabe eines Zinssatzes für überzogene Girokonten ihren Kunden nicht zu, dass sie diese duldet, da eine Überziehung des Kontos aus technischen Gründen auch ohne Einwilligung der Bank vorkommen kann. Der höhere Zinssatz gilt in der Regel nur für den eine eingeräumte Kreditlinie für das Bankkonto übersteigenden Betrag. Einige wenige Banken unterscheiden die Zinshöhe für einen direkt über das Girokonto abgewickelten Kredit jedoch alleine nach der Höhe des Sollstandes und unterscheiden nicht zwischen eingeräumten und nicht genehmigten Beträgen.

Tipps
Wenn die Bank eine Kontoüberziehung über einen längeren Zeitraum genehmigt, sollte der Bankberater bezüglich einer Erhöhung des Dispo-Rahmens angesprochen werden. In diesem Fall hat das Kreditinstitut offensichtlich die Kreditwürdigkeit des Kunden als über den bisher eingeräumten Dispo-Kredit hinausgehend eingestuft und verdient an den auf Grund der Überziehung erhöhten Zinsen.
Da eine Kontoüberziehung bei Einholung einer Bankauskunft mitgeteilt wird, sollte sie unbedingt vermieden werden, wenn eine solche genehmigt wird. Die Information beschränkt sich darauf, dass eine solche vorliegt und nennt nicht deren Höhe. Bei der Beantragung eines Darlehens oder einer Kreditkarte führt die mitgeteilte Kontoüberziehung in der Regel zur Ablehnung des Antrages, da es sich bei einer solchen um eine nicht ordnungsgemäße Kontoführung handelt. Nicht übermittelt wird selbstverständlich die Ausnutzung des genehmigten Dispositionskredits, da es sich bei dieser um eine vereinbarungsgemäße Kontonutzung handelt.