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Maßgeblich ist die beheizte Wohnfläche

Warum die Haushaltsgröße kaum Einfluss auf den Gasverbrauch hat

Während meiner Tätigkeit als Stromrat hatte ich gelegentlich auch mit Gas zu tun, denn der Energieversorger, an dessen Hotline ich malochte, lieferte auch Gas. Dass Gas seltener ein Thema als Strom war, lag nicht nur daran, dass er in deutlich weniger Gebieten der Grundversorger für Gas als für Strom ist, sondern auch daran, dass es weniger Gaskunden als Stromkunden gibt. Nur in wenigen Städten wie Bingen besteht die Gepflogenheit, dass MieterInnen ihren Gasverbrauch direkt mit dem Versorger abrechnen, in den meisten Ortschaften bezieht der Vermieter das Gas und rechnet den Verbrauch gemäß der Heizkostenverordnung mit den Wohnungsinhabern ab. Bei Eigentumswohnungen gilt prinzipiell dasselbe Verfahren, da erfolgt die Abrechnung des Gasbezuges über den Verwalter mit den Wohnungseigentümern. Trotz weniger privater Haushalte als Kunden tauchte immer mal wieder die Frage auf, welche Personenanzahl im Haushalt zu welchem Gasverbrauch führt. Diese Fragestellung ist jedoch falsch, denn für die Heizkostenplanung ist die Anzahl der Haushaltsmitglieder nahezu unbedeutend.

Nicht die Personenanzahl im Haushalt, sondern die Wohnfläche ist für den Gasverbrauch relevant
Während der durchschnittliche Stromverbrauch tatsächlich nach Personenanzahl unterschieden werden kann, ist dieses Grunddatum für die Errechnung des zu erwartenden Gasverbrauches nahezu unerheblich. Es sei denn, der Haushalt bezieht ausschließlich Kochgas und nutzt für die Heizung eine andere Energiequelle. Auch der Gasverbrauch für die Warmwasserbereitung richtet sich nach der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen. Das meiste Gas wird jedoch für die Heizung benötigt – und dieser Verbrauch orientiert sich gerade nicht an der Personenanzahl, sondern an der beheizbaren Wohnfläche und an der Zimmernutzung. Nehmen wir als Beispiel eine Zweiraumwohnung. Wenn diese als Wohngemeinschaft genutzt wird, verbringen beide BewohnerInnen einen großen Teil der Zeit in ihrem jeweiligen Zimmer und beheizen beide. Bei einer Nutzung durch ein Paar mit einem Wohnzimmer und einem Schlafzimmer, wird die Heizung in der Wohnstube voll genutzt, während in der Schlafstube geringere Temperaturen erforderlich sind. Den größten Einfluss auf den Heizgasbedarf übt jedoch die Wohnfläche aus. Vierzig Quadratmeter erfordern einen höheren Heizaufwand als zwanzig. Da die Nachfrage nach den kompletten Lebensverhältnissen an der Hotline schwer vermittelbar ist, wird für die erste Abschlagsfestlegung eine Tabelle mit sich ausschließlich an der Quadratmeterzahl orientierenden Verbrauchswerten verwendet, wenn der Kunde nicht von sich aus auf Fakten hinweist, welche Abweichungen erwarten lassen.

Auch die Lage entscheidet über den Gasverbrauch
Neben der Quadratmeterzahl der beheizbaren Wohnfläche entscheidet die Lage über den Heizgasverbrauch. In Deutschland existieren unterschiedliche klimatische Verhältnisse, zudem erhöht eine dichte Bebauung die Außentemperatur, wodurch sich der Heizgasbedarf verringert. Innerhalb eines Hauses führt eine Wohnung im Hausinnern zu geringeren Gasverbräuchen, wobei der Vorteil bei der Heizkostenabrechnung über den Verwalter oder Vermieter jedoch durch Abrechnungsvorschriften relativiert wird, denn die Heizkosten werden nach einer Kombination aus gemessenem Verbrauch und Wohnfläche anteilig auf die einzelnen Wohnungen verteilt. Selbstverständlich benötigt eine gut isolierte Wohnung weniger Heizgas als eine Unterkunft mit schlechter oder kaum vorhandener Energiesparisolation.

Eigene Möglichkeiten, den Gasverbrauch zu verringern
Jeder Wohnungsinhaber kann den Gasverbrauch selbst beeinflussen. Die beste Einsparmöglichkeit besteht darin, die Raumtemperatur abzusenken und lieber auch zu Hause einen warmen Pulli zu tragen. Beim Verlassen der Wohnung lässt sich die Heizung herunterdrehen, wobei jedoch keine vollständige Auskühlung eines Zimmers erfolgen darf. Das Wiederaufwärmen eines vollständig ausgekühlten Zimmers verursacht einen extrem hohen Gasverbrauch, welchjener alle Sparbemühungen zunichte macht und im Endeffekt zu Mehrkosten führt. Daneben erhöht eine Auskühlung von Wohnräumen die Gefahr der Schimmelbildung. Während des Lüftens sollten die Heizkörper abgedreht werden, damit sie nicht auf Höchstleistung umschalten.