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Das darf nicht wahr sein

Algarve Cup 2012 - im Fernsehen fand er nicht statt

Frauenfußball sollte durch die Weltmeisterschaft in Deutschland einen Schub bekommen und für Fernsehzuschauer interessanter werden. Was ist daraus geworden?

Berichterstattung über die Frauenbundesliga und weitere Spiele der Vereine
Die Frauenbundesliga kommt 2012 im Fernsehprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender so gut wie nicht vor. Eine der wenigen positiven Ausnahmen bilden die Sender RBB und HR (Radio Berlin-Brandenburg und Hessischer Rundfunk), welche immerhin gelegentlich Ausschnitte von Bundesliga-Begegnungen zeigen und das Pokalspiel zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam komplett live ausgestrahlt hatten. Bei der Wahl zum Tor des Monats werden hin und wieder auch von Spielerinnen erzielte Treffer vorgestellt. Die Spiele der Chamions League überträgt das öffentlich-rechtliche Fernsehen ab dem Halbfinale. Für frühere Runden gibt es ein Übertragungsrecht, aber keine Übertragungspflicht; gelegentlich übernimmt Eurosport die Übertragung einiger Begegnungen. Es wäre schön, wenn demnächst die Sportsendungen von ARD und ZDF am Sonntagabend über die Frauenfußball-Bundesliga informieren.

Berichterstattung über (Pflicht)spiele der Nationalmannschaft
Pflichtspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen werden regelmäßig übertragen. Gemäß des bestehenden Vertrages zwischen dem Deutschen Fußball Bund und den Sendern muss die Übertragung in den Hauptprogrammen von ARD oder ZDF live erfolgen. Dieser Verpflichtung kommen die Sender nach, sie übertragen in der Regel auch Freundschaftsspiele, deren Vermarktungsrechte beim DFB liegen. Die Qualität der Übertragungen unterscheidet sich nicht von der bei Männerspielen üblichen. Die Zusammenfassungen im Morgenmagazin sind bei Frauenfußballspielen aber regelmäßiger kürzer als die bei Männerfußballspielen, wenn sie nicht gleich ganz entfallen.

Der Algarve Cup 2012 fand ohne Fernsehzuschauer statt
Der Algarve Cup für Frauenfußball-Nationalmannschaften findet alljährlich in Portugal statt. 2012 spielt Deutschland im Endspiel gegen Japan – gegen das Team, gegen welches die deutsche Fußballnationalfrauschaft während der Weltmeisterschaft 2011 im Viertelfinale ausgeschieden war. Im Gegensatz zur Bundestrainerin Silvia Neid spricht die fußballinteressierte Öffentlichkeit durchaus von einer WM-Revanche, was ein großes Interesse an einer Übertragung wahrscheinlich macht. Doch was tut Eurosport? Der Sender erwirbt immerhin die Senderechte für das Endspiel, nachdem er die ersten Gruppenspiele nicht übertragen hatte. Er zeigt dieses aber nicht etwa im Fernsehen, sondern auf einem kostenpflichtigen Internet-Portal. Diese Entscheidung wurde offenbar kurzfristig getroffen, in auch über das Internet veröffentlichten Zeitungsberichten wurde noch von einer Übertragung auf Eurosport im TV geschrieben. Aber das Einschalten des Fernsehers und der anschließende Blick auf die Webseite von Eurosport belehrten mich eines Schlechteren. Früher übertrug Eurosport alle Spiele des Algarve Cups oder zumindest die Spiele mit deutscher Beteiligung live. Das heißt also, nach der Frauenfußball-WM hat sich die Übertragungsquote im Frauenfußball verringert. Auf der Videotexttafel der ARD ließ sich der Spielstand immerhin mitverfolgen, während es auf sportschau.de noch nicht einmal einen Live-Ticker gab.  Immerhin zeigten ARD und ZDF im Internet das Ergebnis. Der Zustand, dass Frauenfußball weiterhin nicht konsequent übertragen wird, ist unhaltbar.

Absurderweise gab Eurosport an, das Spiel wegen der Übertragung der Biathlon WM aus Ruhpolding nicht zeigen zu können. Diese wurde zeitgleich auf ARD ebenfalls übertragen; einer der beiden Sender hätte nun wirklich zum Frauenfußball wechseln können. Die deutschen Fußball-Frauen gewannen das Spiel mit 4:3 und somit das Turnier.