manuelboennen

Blut an den Kleidern!

Bangladesh - Solidaritätsbekundung aus Irland

Ein Brief aus Irland:

Blut an den Kleidern!

Waehrend sich Nordirlands groesste Partei, die “Democratic Unionist Party” (DUP) am vergangenen Samstag bei ihrem Parteitag in Belfast Gedanken machte, ob wohl die Mehrheit der Menschen in der einstmals groessten Textil-
Region Europas lieber im vereinigten Koenigreich leben will, oder ausserhalb,
verbrannten im “neuen” Textilzentrum Bangladesh – seit der Weg-Globalisierung des Grossteils der Textilarbeiterjobs Haupktleiderlieferant der britischen Inseln – ueber hundert Arbeiter/innen bei einem Grossfeuer, bzw. sprangen aus den Obergeschossen in den Tod.
Den vielen Herren und wenigen Damen auf dem DUP Parteitag war das kein Wort und keine Zeile wert – normaler Verschleiss im Kapitalismus.
Die wenigen noch hier arbeitenden Textilwerker reagierten mit Schock auf die grauenvollen Bilder aus Dhaka.
Mit einer ungewoehnlichen, selbst von den buergerlichen Medien teilweise in voller Laenge wiedergegebenen Erklaerung ging die kleine Belegschaft der fuer hochwertige Produkte landesweit bekannten Leinenweberei “Flax-Mill-Textiles”, in der nordwestlichen Grafschaft Derry gelegen, an die Oeffentlichkeit.
Marion Baur, als Kommunistin ebenso bekannt, wie als Weberin, schrieb mit ihren Kolleginnen und Kollegen:
“Als uns die Nachricht vom Grossbrand am Rande der Hauptsadt Bangladesh’s erreichte, waren wir voellig niergeschlagen – einmal mehr muessen dort Arbeiter sterben, dismal weit ueber 100. Wenn ein Fabriksgebaeude wie das der ‘Tazreen-Mode-Fabrik” 7 Geschosse hat und nicht einen einzigen Ausgang ausser einer Treppe in der Mitte, eine desolate elektrische Anlage, die permanent vollkommen ueberladen ist und Arbeitshallen, die so ueberfuellt sind, dass sich die Menschen darin kaum bewegen koennen, von Fluchtwegen gar nicht zu redden, dann verlangen wir, dass der Tod unserer 112 Kolleginnen und Kollegen, als das bezeichnet wird, was er ist: Massenmord!
Die Millies (in Nordirland gebrauchtes Kosewort fuer Textilarbeiterinnen) von Bangladesh wurden fuer den Profit geschlachtet – die Nachrichten hier addieren eine zynische Komponente zu der Katastrophe.
‘Toedliche Braende sind ueblich in der grossen Textilindustrie von Bangladesh’ berichtet die BBC in ihren Nachrichten. Das sind sie in der Tat – haben sich die Medien je gefragt warum, bzw. ueber die Gruende recherchiert?
Hat irgendwer mal die Einzelhandelsgiganten wie Wal-Mart, Marks&Spencer oder Tesco, die hier massenweise Textilien aus Bangladesh einfuehren und verkaufen, ueber ihr Verhaeltniss zu den schaebigen Textil-Kapitalisten dort befragt, sie zur Stellungnahme, die “neuen Sklaven” betreffend gezwungen?
Die britische Aussenministerin Baroness Warsi wurde von der BBC kommentarlos zitiert, als sie ‘Schock und Trauer ueber den tragischen Verlust von Menschenleben’ heuchelte.
Wir sind uns sicher, dass die noble Damen nicht weiss, wie eine Textilfabrik in Bangladesh oder sonstwo von innen aussieht. Was sie sehr genau weiss, ist wieviel Profit sowohl von den Textilbaronen in Bangladesh, als auch von dem Haendlern hier gemacht wird. Sie kennt genau den moerderisch hohen Preis, den Textilarbeiter/innen fuer die Herstellung der ‘billigen’ Kleider zahlen.
Hier werden die Produkte von 4.500 Textilfabriken aus Bangladesh und von Herstellern aus Indien, Pakistan und anderen Laendern verkauft.
Sie werden den Menschen als ‘billige’ Textilien angepriesen.
An diesen Kleidern klebt das Blut unserer Kolleginnen und Kollegen!
Wie kann sich jemand, der seine menschlichen Sinne noch beisammen hat in solchen Klamotten wohlfuehlen?”

“Es wird jetzt viel Sympathiebekundungen mit den Familien der toten Arbeiter/innen geben. Echte Sympathie setzt aber voraus, das wir uns ueber die Gruende fuer die Katastrophe klar werden und darum kaempfen, dass solche
Vorkommnisse sich nicht wiederholen koennen, darum kaempfen, dass die moerderischen Sweat-shops dieser Erde endlich Vergangenheit werden.”
In der Vorweihnachtszeit sind die Geschaefte voll von ‘guenstigen’ Kleidungsstuecken. Wir sollten an den Schweiss und das Blut derer denken, die sie herstellen muessen.”
Lynda Walker, “National Chairperson” (Vorsitzende) der KP Irlands gestern auf einer Kundgebung in Belfast.