Donky

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Buchtipp: „Für jede Lösung ein Problem“ von Kerstin Gier

Ja, okay, dieses Buch ist schon ein wenig älter. Doch es ist durchaus lesenswert für alle, die ständig auf der Suche nach neuem Lesestoff sind. Nicht umsonst hat es allein in den vier Jahren nach der Erstveröffentlichung (2007) mehr als 20 Auflagen erreicht. Vorweg sei noch gesagt: Dies ist keine klassische Rezension, sondern eher ein Erfahrungsbericht.

Wie das Buch und ich zueinander fanden

Obwohl mein Zeitbudget für das Lesevergnügen mittlerweile (gelinde gesagt) etwas knapp geworden ist, passiert es dennoch bisweilen, dass mein Lesestoff zur Neige geht. Mit zunehmender Frustration lasse ich dann meinen Blick über jedes verfügbare Bücherregal gleiten, in der Hoffnung auf eine von mir bislang unentdeckte Perle der Unterhaltungsliteratur. Auf diese Weise fiel mir auch der Roman „Für jede Lösung ein Problem“ von Kerstin Gier in die Hände.
Nun sollte man wissen: Wie die meisten Männer mag ich eigentlich keine Frauenliteratur. Es ist nicht einmal unbedingt die Themenauswahl dieses Genres. Frauen pflegen einfach einen anderen Schreibstil und zielen dabei oftmals eben auf eine weibliche Leserschaft ab. (Besonders schlimm wird es allerdings, wenn Autorinnen sich an historischen Romanen mit weiblichen Hauptpersonen versuchen...).
Man verstehe also meine Skepsis, als ich den Taschenbuch-Roman zur Hand nahm. Die Aufmachung: typisch mädchenhaft mit viel Pink. Allein, die Kurzbeschreibung auf der Rückseite machte mich neugierig. Ich vertiefte mich also in das Buch und bemerkte nach wenigen Seiten: Meine Zufallsauswahl war ein Volltreffer. Dieses Buch verdient unendlich viele Leser!
 

Für jede Lösung ein Problem: Die Story

Gerri, die Hauptperson des in Ich-Form geschriebenen Romans, ist Single, freiberufliche Autorin von Liebesromanen und wird von den meisten Menschen ihres Bekannten- und Verwandtenkreises belächelt, bedauert oder auch permanent kritisiert. Ihr Dasein hat die junge Frau in drei Kategorien eingeteilt: Beruf, Liebesleben und Sonstiges. Als sich innerhalb kürzester Zeit alle drei Bereiche katastrophal entwickeln, plant Gerri ihren Suizid. Zuvor jedoch schreibt sie mehrere Abschiedsbriefe an Verwandte und Bekannte. Unverblümt schildert sie darin in sarkastischen Sätzen ihre Sicht auf die Betreffenden. Nur wenige Adressaten kommen dabei positiv weg. Alle wissen nun, was Gerri über sie wirklich denkt. Doch dann kommt es zur eigentlichen Katastrophe: Der akribisch geplante Selbstmord scheitert auf amüsante Weise, mehr sei dazu hier nicht verraten. Die Briefe jedoch sind bereits unterwegs zu ihren Empfängern...

Warum man(n) das Buch unbedingt lesen sollte

„Für jede Lösung ein Problem“ ist leicht, unterhaltsam und humorvoll geschrieben. Obwohl die Qualitäten der Hauptperson nirgends besonders hervorgehoben werden, wird doch schnell klar: Der Großteil ihres Umfeldes besteht aus scheinheiligen Typen, deren „Lebenserfolge“ eigentlich eher auf Zufällen, Dreistigkeit und Selbstdarstellung basieren. Gerri hingegen verfügt über mehr Allgemeinbildung und gesunden Menschenverstand als diejenigen, die auf sie mitleidig herabschauen. So weist die junge Frau beispielsweise aufgrund einfacher Grundsätze der Vererbungslehre nach, dass das Kind einer streng katholischen, sich besonders sittsam gebenden Verwandten niemals von deren Ehemann stammen kann...
Gerris Beobachtungen ihrer Mitmenschen lesen sich einfach köstlich. Beispielsweise die eines braven Familienvaters, der beim Mittagessen stets alles aufessen muss, was seine missratenen Kinder übrig gelassen haben. Er tut dies ohne sichtbare Regung, auch, wenn die Reste auf dem Teller schon einmal „vorverdaut“ wurden...
Die Hauptfigur dieses Romans erinnert ein wenig an die legendäre Bridget Jones aus diversen Kinofilmen, inklusive peinlich endender Datings per Internet oder Kontaktanzeige. So ist sie beispielsweise auf einem Familienfest die einzige Single-Frau und soll daher mit dem einzigen Single-Mann tanzen – einem über 90 Jährigen, der allerdings einen Urinbeutel mit sich herumschleppt... Es sind diese kleinen Details, die Kerstin Giers Roman so farbenfroh, nachvollziehbar und erheiternd machen. Ich bin sicher, gäbe es mehr Romane dieser Art, Männer hätten vor Frauenliteratur absolut keine Scheu...