Der Sündenfall im Orchideenparadies
Der Sündenfall im Orchideenparadies
jurgko

Erziehung & Kinder

Der Sündenfall im Orchideenparadies

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Aus meinem verbotenen Orchideefanromankapitel :

“ DER SÜNDENFALL IM  ORCHIDEENPARADIES“

I.Teil: Mein Orchideenstreit mit dem Direktor
II.Teil: Unser Orchideenreise mit Hindernissen.
III. Teil: Endlich im Orchideenpardies
IV.Teil:  Ich machte mich zum Affen im Orchideenparadies
V. Teil: Die schneeweisse Orchideenrarität
VI. Teil: Ringsum ein herrliches Orchideenparadies
VII. Teil: Der Sündenfall im Orchideenparadies
VIII. Teil:  Die Natur-Schande
 

Plötzlich rief Dreibrot:" Fritze, eine Sensation, drei echte leuchtend rote Bastarde stehen hier."
Sofort konterte ich: "Alles nur kleine Fische. Ich bin inmitten Europas Orchideenbastardschwärmen, auf einem Blütenteppich mit vielen Dietrichianas!"
Ich fotografierte eifrig mit meiner Exa 2b. Nirgends wo gab es das noch, eine Orchisgruppe ustulata, tridenta und dietrichiana, alle dicht beieinander stehen. Ich war im siebenden Orchideenhimmel.
Plötzliche schreckte mich Dreibrot aus meinen Träumen auf und begann wieder mit seinen sentimentalen Betrachtungen:" Ach ,wie niedlich, Vater, Mutter und Kinder, eine Orchideenfamilie einträchtig beieinander. Was für ein Erlebnis, eine Sternenstunde!"
Sicher hätte Dreibrot kein Ende gefunden, wer weiß wie viele Filme er schon gefüllt hatte, wenn nicht die Sonne verschwunden wäre. Der Himmel schwärzte sich immer mehr. Schon fielen die ersten Tropfen. Dann rannten wir wie unter der Tusche los, bis auf die Haut durchnässt bergabwärts. Endlich erreichten wir Steinroda. Die Dorfkneipe zum *Roten Ochsen* war glücklicher Weise geöffnet. An einem wuchtigen, runden Holztisch nahmen wir Platz. Ringsum die Wände waren holzgetäfelt. Bei diesem Wetter waren wir die einzigen Gäste. Bei dem Wirt mit einer zünftigen Lederschürze bekleidet, bestellten wir extra heißen Kaffee mit einem Schuss Weinbrand. Als der Wirt hörte, dass wir von einer Orchideenwanderung kamen, taute er auf.
Sofort begann Dreibrot dieses herrliche Orchideenparadies hier zu loben: "Solche Orchideenwiesen wie hier gibt es nirgends wo mehr. Das ist das reinste Naturwunder. Hoffentlich bleibt dieses Orchideen Eldorado uns erhalten!"
Der Wirt winkte ab:" Da hättet ihr mal vor vier, fünf Jahren herkommen sollen. Da blühte hier die Wanze und das Sumpfknabenkraut noch. Und Bastarde gab es hier, die hat noch keiner bestimmt!
"Das Wanzenknabenkraut blühte hier wirklich noch jahrelang. Ich dachte, das ist schon viele Jahrzehnte ausgestorben? "staunte Dreibrot.
"Von wegen ausgestorben, wegrationalisiert und zwar im Schnellverfahren wurde die Wanze. Und unser Köpfel dieser Schweinehund und Wichtigtuer, der wollte mir verbieten, dass ich den Naturfreunden von unseren Raritäten erzählte. Einmal kam sogar ein Doktor von der Uni, als dieser die Orchideen aufsuchen wollte, jagte er diesen davon und wollte ihn anzeigen. Die Orchideen stehen unter strengen Naturschutz! verkündete er immer."
Misstrauisch wendete er seinen massigen Kopf mit dem spärlichen Haaren zur Tür. Als uns keiner belauschte, erzählte er weiter: "Und Rübenfurz, so nennen alle unseren Genossenschaftsvorsitzenden, war schon immer ein Misthund dieses Grossbauersöhnchen. In der schlechten Nachkriegszeit schämte er sich nicht, von hungrigen Witwen, deren Männer gefallen waren das Letzte zu nehmen. Für einen Rucksack Kartoffeln, etwas Speck und Brot, musste mit Meisner Porzellan und Federbetten bezahlt werden. Das alles verschob dieser Kulak weiter. Während das ganze Dorf noch über die Zwangskollektivierung schimpfte, witterte er neue Geschäfte. Kein Wunder, dass er als erster in die Partei und in die LPG eintrat und sofort Vorsitzender wurde. Die Zeitungen verkündeten vom Scholochow seinem Roman * NEULAND UNTERM PFLUG * in Schlagzeilen. Da mussten von den Russen alles nachgeäfft werden. Auch hier musste Brachland erschlossen werden. Viele schimpften: Neuland unterm Fluch! Ringsum das ganze Sumpfgelände, selbst unsere Karpfenteiche am Bach wurden planiert. Da blieben keine Sumpforchidee mehr übrig. Und alle das Viehzeug , was unterm Naturschutz steht, Frösche, Kröten, Ringelnattern, Molche und sogar die seltene Sumpfschildkröte, das wurde alles ausgerottet. Wisst ihr, wer auf der Planierraupe saß, natürlich unser Obernaturschützer Knöpfel!
Wehe, wenn einer mal einen Eimer Kartoffeln oder Runkeln mit nach Hause nahm, den machte Rübenfurz zur Sau. Aber Knöpfel darf Schubkarrenweise Kartoffeln oder Runkeln nach Hause karren. Da kräht kein Hahn danach.
Und unser Neuland unterm Pflug wurde wirklich zum Fluch. Es gab eine Überschwemmung nach der anderen. Kaum war die Saat auf den Feldern aufgegangen, wurde dies weggespült. Es war eine Riesenfehlinvestition. Heute wächst dort wieder etwas Schilf, sogar Frösche quaken da wieder, aber nicht eine einzige Orchidee ist mehr dort zu sehen. Es war ja hirnverbrannt in so einer Talsenke Felder anzulegen. Wohin man guckt, ist der gesunde Menschenverstand krank. Auf den Feuchtwiesen wuchs nicht nur die Wanze und dieses Salep, ihr wisst schon was ich meine, stand dort wie gesät, zu Hunderten.
Dreibrot bemerkt:" Orchis morio, das Gemeine Knabenkraut. Vor hundert Jahren war es, wie der Name schon besagt, bei uns die häufigste Orchidee. Selbst auf unseren Orchideenwiesen ist nicht ein einziges Exemplar mehr zu finden!"