Die gewaltlose Niederschlagung des Bananenstreikes
Die gewaltlose Niederschlagung des Bananenstreikes
jurgko

Politik & Nachrichten

Die gewaltlose Niederschlagung des Bananenstreikes

http://Die gewaltlose Niederschlagung des Bananenstreikes

Andere  Abteilungen hatten nichts zu lachen bei unserer Weltfirma. Aber in unserer Schlosserwerkstatt gab es immer etwas zu lachen, weil einer den anderen auf die Schippe nahm. Eines Tages sollte das Treiben noch verrückter werden, als Schippenheini  zu uns kam. Hinterrücks munkelte man, den hätte man strafversetzt, weil er alle seine Vorgesetzten lächerlich gemacht hatte.
Es begann damit, dass der Betriebsparteisekretär der SED höchstpersönlich bei uns auftauchte und Schippenheini vor unser gesamten Belegschaft hart kritisierte:” Euer Genosse Schippenheini hält es nicht für nötig, seinen Parteibeitrag zu entrichten. Außerdem blieb er die letzten Parteiversammlungen fern, was nicht gerade von guter Parteimoral zeugt. Es ist wichtig, dass euer Arbeitskollektiv in Zukunft auf ihm erzieherisch einwirkt!” Kaum war der Parteimensch zu Tür hinaus, lachte Schippenheini: “Ich habe meinen Parteibeitrag bei der Biertrinkerpartei versoffen!”
Schon am anderen Tag spazierte Schippenheini in der einen Hand einen Hammer  in der anderen eine Banane, die er genießerisch vor allen Augen verzehrte. Für fast alle war es eine lukullische Rarität. Seit vielen Monaten hatte  keiner mehre welche zu sehen gekriegt, es sei, einer haben diese in einem Westpaket geschickte bekommen. So dauerte es keine Minute, da platzte Reiner heraus:” Wo gibt es denn die Bananen?” Alle legten ihre Werkzeuge beiseite und nährten sich. “Ja, das wollt ihr gerne wissen. Eigentlich darf  ich es euch nicht weiter sagen. Ich sage es euch nur, wenn ihr es nicht weitersagt.” Er ließ die Kollegen noch ein bisschen zappeln.” Wo soll es die denn geben, könnt ihr das euch nicht denken. In der HO bei der Traudel. Unterm Ladentisch hat diese mir die Bananen zugesteckt.  Heute um Drei werden diese erst verkauft. Aber keinen weiter sagen! Schon rannten die meisten  irgendwohin zu einem Betriebstelefon und riefen Freunde und Verwandte an: “ Um Drei gibt es in der HO Bananen. Die Verwandten riefen wiederum alle Bekannte und Freunde an:” Heute um drei gibt es in der HO Bananen!”
Es kam, wie es kommen musste. Nachmittags um Drei war die Schlosserwerksatt leer, ebenso  die halbe Weltfirma. Alle standen vor der HO in einer langen, langen  Riesenschlange, nach Bananen an. Als nachmittags um Drei Traudel die Geschäftstür aufschloss, bekam sie fast eine Herzattacke und vor Schreck blieben ihr alle Worte im Hals stecken. Schon ging die Schimpferei los:”Wo sind die Bananen! So ein Mist! Die wurden wohl unterm Ladentisch verkauft!  Eine Gruppe rief: Bananen her! Bananen her! Sonst arbeiten wir nicht mehr! Alle anderen stimmten mit ein.
Vergebens beteuerte Trautel vielmals:” Hier im Laden gibt es nicht eine einzige Banane!”
Auf einmal kamen lauter Polizeiautos angefahren.. Immer mehr Leute strömten herbei. Ringsum stand schon Tausende. Plötzlich dröhnte irgendwo aus einem Lautsprecher: “Wir sind das Volk! Wir sind das Volk. Macht keinen einen Tumult!” Dazu grölte der  Bananen Volks-Chor: “Bananen her! Bananen her! Sonst arbeiten wir nicht mehr!”
Auf einmal kamen mindestens ein Dutzend Lastautos mit Bereitschaftspolizisten  angebraust. In der einen Hand trugen die Volkspolizisten den Gummiknüppel in der anderen eine Banane. Zwei Polizistenketten wurden gebildet, die das aufgebrachte Volk zurückdrängten.  Dazwischen lag eine leere Gasse, da rannten plötzlich lauter Polizisten mit Kisten zu dem Laden, mindestens hundert Kisten schleppten sie herbei und  alle gefüllt mit Bananen. Danach bildete sich wieder vor der HO eine lange Schlange. Aber jeder durfte nur ein Kilo Bananen kaufen.
Es gab keine bessere Lösung, als diesen Streik von Volkspolizei mit Bananen gewaltlos  nieder zu knüppeln. Der hohe Polizeioffizier, der das angeordnet hatte bekam den Spitznamen” Bananengeneral”.