helmut.agnesson

13 Reisetipps für das Rheinland

Dreizehn Tipps für den Urlaub im Rheinland

Das Rheinland besteht aus dem nicht zu Westfalen oder Lippe gehörenden Teil Nordrhein-Westfalens sowie dem gleichnamigen Landesteil von Rheinland-Pfalz, historisch kann auch ein Teil des Saarlandes dazugerechnet werden. Für den Urlaub im Rheinland ist das Beachten einiger Tipps nützlich. Der Verfasser dieses Textes wurde in Schwalmtal am Niederrhein geboren.

1. Lass den Rheinländern ihre Illusion, sie würden Plattdeutsch sprechen. Sprachwissenschaftlich ist das nicht korrekt, vielmehr handelt es sich bei den ripuarischen Dialekten um eine Kombination plattdeutscher Lautung und hochdeutscher Grammatik. Rheinländer(innen) lieben es aber, ihre Sprache als Platt zu bezeichnen. Lass sie in diesem Glauben, selbst berühmte Sprachwissenschaftler(innen) scheitern regelmäßig mit dem Versuch, der Bevölkerung die entsprechenden Dialekte als Varianten einer plattdeutsch-hochdeutschen Mischsprache zu erklären.

2. Viele Dir unbekannt oder veraltet vorkommenden Wörter entstammen dem Niederländischen. Hierzu gehören schnuppen für naschen ebenso wie die Vergangenheitsform frug des Verbs fragen. Frug hörst Du erstaunlich häufig; während die rheinische Umgangssprache eher die vollendete Gegenwart als das Präteritum verwendet, gehört gerade diese Verbform zum Stammwortschatz.

3. Die Anrede “Sie“ bezieht sich im Rheinland auf den Ansprechpartner oder die Ansprechpartnerin. Reklamiere in einem Geschäft im Rheinland nie mit “Sie haben mich falsch beraten“, wenn Du nicht zufällig Deinem persönlichen Falschberater gegenüberstehst. Rheinisch korrekt ist “Ihr habt mich falsch beraten“, denn der Plural der Anrede Sie lautet im Rheinland Ihr. (Eine ähnliche Entwicklung der Anrede gibt es auch im Italienischen).

4. Die rheinische Anrede bietet Gästen aus anderen Regionen weitere Tücken. Es gibt das “Ihr“ auch als Anredeform an einzelne Personen, wobei es im Rheinland zwischen Du und Sie steht. In einfachen Kneipen wird grundsätzlich geduzt, wobei es durchaus nicht unüblich ist, dass dieselben Menschen einander in der Kneipe duzen und anderswo siezen.

5. Der rheinische Karneval gilt als weltberühmt. Glaube aber nicht an Liebesschwüre, welche Dir während des Karnevals entgegengebracht werden. Zudem besteht an den Karnevalstagen fast so etwas wie eine Pflicht zum Fröhlich-Sein, ohne dass der zur Schau gestellten Fröhlichkeit wirklich eine echte Freude entspricht. Der Karneval im Rheinland ist ein Ereignis, welchjenes Du Dir einmal im Leben anschauen solltest – und das reicht dann aber auch.

6. In Nordrhein-Westfalen (Rheinland und Westfalen zusammengenommen) gab es mal vier Trabrennbahnen mit sechs wöchentlichen Renntagen. Die meisten Zuschauer(innen) fuhren ebenso wie die Fahrer(innen) von Bahn zu Bahn. Inzwischen ist die Trabrennbahn in Recklinghausen geschlossen, während in Gelsenkirchen, Mönchengladbach und Dinslaken zusammen noch zwei bis drei Renntage je Woche veranstaltet werden. Der Besuch einer Trabrennbahn macht Spaß. Traditionell gingen Arbeiter(innen) und Angestellte im Rheinland zur Trabrennbahn, während die Bourgeoisie die Galopprennbahn besuchte. Inzwischen kannst Du auch als einfacher Mensch zur Galopprennbahn gehen. Aber der Besuch einer Trabrennbahn macht mehr Spaß.

7. Besucher verglauben oft, Rheinländer(innen) wären unhöflich und würden nicht Bitte sagen. Das ist falsch, im Rheinland hat schlicht das Wort „“mal“ dieselbe Funktion wie anderswo das “Bitte“. “Lass mich mal vorbei“ heißt nichts anderes wie “Lass mich bitte vorbei“.

8. Natürlich sprechen Rheinländer(innen) ein paar Laute anders als der Rest der Republik aus. Die Endlaute in ich und Tisch sind dieselben und Kirche und Kirsche unterscheiden sich in der Aussprache ebenfalls nicht; ob Tische mit einem [sch] oder einem [ch] gesprochen wird, ist lokal verschieden. Es hängt davon ab, ob die Angleichung beider Zischlaute auf den absoluten Auslaut beschränkt wird oder nicht. Im Silbenanlaut werden beiden Laute auch im Rheinland konsequent unterschieden. Ein /r/ kann im Inlaut zu einem schwachen harten [ch] werden. Und das heißt in der gesprochenen Sprache nur dat. Ein geschriebenes /g/ wird im Anlaut grundsätzlich wie ein [j] gesprochen.

9. Das beliebteste Bier im Rheinland ist das Alt, in Köln das Kölsch. Bei beiden Biersorten handelt es sich um obergärige Biere. Natürlich bekommst Du auch Pils, aber es gibt Brauereien, welchjene untergärig nur Export brauen. Export ist eine Biersorte, welchjene länger frisch bleiben muss, da sie für den Verkauf außerhalb der eigenen Stadt bestimmt war. Wenn eine Brauerei Export, aber kein Pils anbietet, bezieht sie sich auf die Tradition, wonach die Einwohner der Braustadt ohnehin kein Pils, sondern nur Alt tranken.

10. Fast alle Restaurants bieten inzwischen mehr als ein vegetarisches Gericht an. Wenn nicht, frage nach. Je kleiner die Kneipe, desto eher wird für einzelne Gäste improviesiert.

11. Die schönsten Sehenswürdigkeiten im Rheinland sind Schlösser, Museen und Kirchen wie der Kölner Dom, der Aachener Dom oder die Basilika in Kevelaer. Mit Kevelaer hat das Rheinland den nach Altötting und vor Telgte zweitbekanntesten deutschen Marienwallfahrtsort zu bieten. Begnüge Dich nicht mit den im Reiseführern genannten Bauwerken. Auf dem Land findest Du ebenso wie in den Städten interessante Kirchen, welche kaum in Reiseführern erwähnt werden. Ein bedeutendes jüdisches Denkmal im Rheinland ist die ausgegrabene Mikwe in Köln.

12. Nutze das Fahrrad als Fortbewegungsmittel. Das beste Netz an Verleihstationen findest Du am Niederrhein, aber auch in anderen Gebieten existieren zahlreiche Möglichkeiten, ein Fahrrad auszuleihen. Auch der Wintersport ist im Rheinland möglich. Manchmal liegt in den Süchtelner Höhen genügend Schnee, um dort Ski zu fahren. In Bottrop existiert eine Indoor-Skihalle.

13. Auch Wandern ist eine gute Form der Fortbewegung im Rheinland. Innerhalb der Städte ist die Rückfahrt mit dem Bus einfach und Du musst selten lange warten. Auf dem Land fahren die Linienbusse im Rheinland aber teilweise recht selten, so dass Du Dich unbedingt für Deine Tagesplanung den Fahrplan beachten musst. Besonders schön zum Wandern ist der Naturpark Schwalm-Nette mit zahlreichen alten Wassermühlen und dem Hariksee.