Fritzi der Tarnkünstler
Fritzi der Tarnkünstler
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Umwelt & Natur

Fritzi der Tarnkünstler

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 Jürgen Köditz

Was die Größeren kriegen, wollen auch die Kleinen haben. Dauernd jammerte Jasmin  ihren Vater die Ohren voll, stampfte mit ihren Füssen auf: “Papi, wann kriege  ich endlich auch so einen zoologischen Garten wie Reiner. Ich will ein kleines Babykrokodil haben“.
Aber Vati blieb hart: „Da spielt sich nichts ab!“

Wenige Wochen später sollte sich ihr Wunsch erfüllen. Eines Tages wanderte Jasmin mit Onkel  Jochen über den Garten den Schlängelpfad hinauf, Pilze zu sammeln. Es gab auch viele. Auch Jasmin hatte ihr kleines Körbchen voll. Besonders auf  ihre zwei Schirmpilze mit Hüten,  groß wie Teller war sie mächtig stolz. Als Jasmin den zweiten aus dem Korb nehmen wollte, saß da etwas Feuchtbräunliches, ein verwelktes Blatt. Doch das Blatt bewegte sich, bekam Hände und Füße. Schwupp, springt es Jasmin an und kletterte an ihrem Kleid hoch. Erstaunt setzte Jasmin das Tierchen auf  ihre Hand. Da saß es artig, wie ein Klümpchen Erde, hob den Kopf zu Jasmin. Zwei schwarze Perlenäuglein schauten sie schelmisch an. Jasmin setzte es unter dem Gummibaum  auf dem Blumentopf. Es blieb geduldig  hocken. Seine weiße Unterseite schimmerte etwas hervor und bewegte sich heftig, weil darunter ein ängstliches Herzchen pochte. Opa staunte und murmelte:“ Bist du eine Kröte, ein Frosch oder eine Unke ?“
Beim Pilzeputzen hatten alle das Tierchen unter dem Gummibaum, ganz und gar vergessen. Als Jasmin mit ihrem Hexenpilz mit dem Tierchen unter dem Gummibaum kaspern wollte, war es verschwunden. Nun begann eine große Suchaktion. Überall  krochen Opa und Jasmin auf dem Fußboden herum  und suchten unter den Tischen, Sesseln, Fernsehschrank, ja sogar die Couch wurde vorgerückt. Vergeblich! Das Tierchen schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Jasmin zog eine Schnute, als wollte sie gleich weinen. Da kam Oma in die Stube und streifte den Gummibaum. Schwupp, flog etwas Grünes durch die Luft und landete auf dem Fußboden. „ Ih, ein Spinatkobold!“  kreischte erschrocken die Oma.
„Muss man das Vieh aufziehen? Wird das mit einer Batterie betrieben? Nein, für so einen Quatsch wirft dein Opa das Geld zum Fenster hinaus!“ ereiferte sich Oma.
Großvater prustete los, lachte und lachte, bis er schließlich erklärte:“ Das ist ja nichts anderes als ein Laubfrosch!“
Jasmin staunte: „Wieso hat er sich so einen grünen Rock angezogen?  Der sah doch erst so dreckig aus?“ wurde Jasmin immer neugieriger.
Opa belehrte Jasmin: „Laubfrösche sind wie Chamäleons und können  ihre Farbe wechseln und passen sich der Umwelt an.“
„Hat der einen grünen Lippenstift, dass sich so ein *Kamelclownlaubfrosch* schminken kann?“  wollte es Jasmin genau wissen.
Opa brachte aus dem Keller ein Glas. Das wurde dem Laubfrosch seine Glasstube. Hinter der durchsichtigen Wand, bekam er zwei Sessel aus Moos, einen Kieselstein, einen Efeuvorhang und oben darüber ein Dach aus Gaze. Als erster kam Cousin Rainer angestürmt. Einen Laubfrosch hatte er noch nie gesehen. Am liebsten hätte er diesen mitgenommen. Schließlich klingelte es am Tag, alle fünf Minuten, die Kinder aus dem Haus, Reiners halbe Klasse, alle liefen herbei und wollten den possierlichen Kerl bewundern. Sie nannten ihn Fritzi, weil er so lustige Augen hatte. Jeder brachte eine lebendige Fliege mit. Fritzi starrte die Fliegen komisch an. Schließlich schnellte er mit einem Satz aus der Ecke, im Flug ergriff seine lange Zunge die Fliege, steckte  sie sich ins Maul, schluckte ein paar Mal und hockte wieder auf seinem Moossessel. Oft blies er seine Lungen zu einer weißen Blase auf und rief:“ Tag! Tag! Tag!“