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Kino & Fernsehen

Frühstück mit einer Unbekannten: Zwischen Liebe und Weltpolitik

Eine heitere Story mit ernstem Hintergrund und Realitätsbezug, die mit Recht zu den Perlen des Deutschen Fernsehfilms gezählt werden darf.

Vernunft kann so bestechend sein. Es gibt in Wirtschaft und Politik Argumente von zwingender Logik, die erklären, warum beispielsweise Lebensmittel vernichtet werden müssen, statt sie hungernden Menschen zur Verfügung zu stellen. Engagierte, aber letztlich utopisch denkende Menschen haben mit ihren Aktionen und Demonstrationen dagegen keine Chance. Erst angesichts einfacher Fragen und einfacher Tatsachen bricht das Kartenhaus der wirtschaftspolitischen (Un)vernunft manchmal zusammen. Genau davon erzählt der Film „Frühstück mit einer Unbekannten“, eigentlich eine Liebeskomödie, die aber wertvolle Denkanstöße enthält, nicht nur für Politiker...

Frühstück mit einer Unbekannten: Die Story

Angelina, meist einfach nur Gina genannt, arbeitet als Hebamme. Sie wohnt in einem heruntergekommenen Mietshaus, wo sie mit ihrer Freundin und Kollegin Meike eine WG bildet. Gina interessiert sich nicht sonderlich für das weltpolitische Geschehen. Doch sie ist offenherzig, unkompliziert und sagt, was sie denkt.
Laurens ist Beamter am Finanzministerium und dem Minister direkt unterstellt. Zahlen sind seine Welt. Er kennt beispielsweise die prozentuale Steigerung der Fahrgastzahlen im Öffentlichen Nahverkehr und merkt sich selbst lange Telefonnummern nach einmaligem Hören. Von sich selbst sagt der Single: „Wenn ich nicht arbeite, arbeite ich.“
Eines Morgens treffen sich diese beiden so grundverschiedenen Charaktere zufällig in einem Cafe, wo sie aus Platzmangel am selben Tisch sitzen. Gina kommt gerade aus der Nachtschicht, während für Laurens der Arbeitstag gleich beginnt. Sie verabreden anschließend ein erneutes Treffen und bereuen dies später. Daher nehmen sich beide vor, nur zu dem Rendezvous zu gehen, um zu dem jeweils Anderen zu sagen, dass sie nicht kommen werden...
Nach und nach reihen sich so Zufälligkeiten, Missverständnisse und die gut gemeinte Hilfe anderer aneinander: Mehr oder weniger genötigt reist Gina schließlich als Begleitung von Laurens zum streng abgeschirmten G8-Gipfel nach Heiligendamm, obwohl beide zu diesem Zeitpunkt noch kein Paar sind. In der luxuriösen, falschen Welt der Diplomatie und Politik eckt die grundehrliche Gina jedoch bald gehörig an, bis es schließlich während einer Rede der Bundeskanzlerin zum Eklat kommt...
 

Prominente Besetzung: Die Darsteller des Films

Für diese Liebeskomödie mit ernstem Hintergrund standen namhafte Darsteller vor der Kamera. Julia Jentsch war 2004 im Drama „Der Untergang“ zu erleben sowie als Sophie Scholl im gleichnamigen Film. Sie übernahm als Gina die weibliche Hauptrolle bei „Frühstück mit einer Unbekannten“. Ihr männlicher Gegenpart Laurens wird gewohnt souverän von Jan Josef Liefers verkörpert. Jener war im „Wunder von Lengede“ zu sehen, übernahm die Hauptrolle im Zweiteiler „Der Turm“ und wurde natürlich vor allem durch zahlreiche Tatort-Produktionen populär. Ebenfalls Bekanntheit als Tatort-Ermittlerin erlangte Andrea Sawatzki, die im vorliegenden Film die bedeutsame Nebenrolle der Claudia Jonas spielt. Der Finanzminister wird dargestellt von Jürgen Heinrich, dem Publikum durch das Drama „Dresden“ (2006) sowie die langjährige Fernsehserie „Wolffs Revier“ bekannt. Iris Berben schließlich, seit Jahrzehnten eine feste Größe der deutschen Filmlandschaft, mimt die Bundeskanzlerin. Ein kurzes, beinahe mystisches Gastspiel gibt zudem der französische Weltstar Catherine Deneuve.

Und die Moral von der Geschicht’...

„Frühstück mit einer Unbekannten“ wurde erstmals am 29. Mai 2007 vom Sender SAT 1 ausgestrahlt, also wenige Tage, bevor der G8-Gipfel in Heiligendamm tatsächlich stattfand. Der Film hat das Potenzial, in ernsten wie in heiteren Szenen Tränen zu erzeugen. Manche Dinge regen zum Nachdenken an, ohne dass sie im Film explizit angesprochen werden. Beispielsweise die Tatsache, dass auf einem Gipfeltreffen, welches sich mit Armut in der Welt beschäftigt, unendlicher Luxus vorherrscht, den die meisten Teilnehmer nicht einmal mehr wahrnehmen. Während zudem in der Dritten Welt wenige Euro am Tag ein Menschenleben retten können, bietet die gastgebende Bundesregierung Unsummen auf, um die Sicherheit des G8-Gipfels zu gewährleisten. Und während Gina einer Frau begegnet, die um den Verlust eines einzigen Kindes trauert, wird von den anderen Anwesenden in Kauf genommen, dass in der Dritten Welt alle drei Sekunden ein Kind stirbt. Diese erschreckende Erkenntnis manifestiert sich schließlich in dem Satz: Zahlen haben keine Gesichter.
Was die Filmemacher Gina dazu in einfachen, unverstellten Sätzen sagen lassen, ist nicht utopisch. Es ist die reine, schreckliche Wahrheit, welche Gina auf dem Höhepunkt des Eklats damit verdeutlicht, dass sie alle drei Sekunden mit dem Daumen schnippst, um zu verdeutlichen: Schon wieder ein Kind tot! Darüber sollten wir einmal nachdenken...