Donky

Erziehung & Kinder

Gutmenschen: Das verbotene Schimpfwort

Ein satirisch-nachdenklicher Text über den Unterschied zwischen gut und gut gemeint.

Es gab einmal eine Zeit, da lächelte man in Deutschland über die Spezies der Gutmenschen. Jene waren Mitbürger in Latzhosen, die mit wissenschaftlich anmutendem Eifer Müll trennten, Spenden für Lebewesen ferner Länder sammelten und ihren Wocheneinkauf auf dem Bio-Bauernhof erledigten. Das zynische Lästermaul Harald Schmidt ließ sich manchmal im Fernsehen über sie aus. Doch sie galten dennoch allgemein als friedfertige, harmlose Spinner, deren Ideen so schlecht gar nicht waren.
Inzwischen jedoch hat sich die Bedeutung des Begriffs Gutmensch enorm gewandelt. Er ist emotional aufgeladen. Schuld daran dürften eben jene Leute sein, die man derzeit als Gutmenschen bezeichnet. Sie glauben trotz permanenter Gegenbeweise an die Resozialisierbarkeit von Sexualstraftätern und den Demokratiewillen von Islamisten. Sie wählen vermutlich grün und fordern gern bei halbwegs passendem Anlass den Rücktritt von (nicht grünen) Regierungsmitgliedern. Für jeden Missstand muss es schließlich einen Schuldigen geben... Wer diese neue Sorte Gutmenschen kritisiert, ist sofort ein Nazi,  mindestens, denn vielleicht lässt sich ja irgendwann ein noch abscheulicherer Begriff finden.
 

Gutmenschen: Das verbotene Schimpfwort
Gutmenschen: Das verbotene Schimpfwort

Wie sich Gutmenschen selbst entlarven

Dabei ist es gar nicht immer nötig, solch penetranten Zeitgenossen ihre Heuchelei vorzuhalten. Sie entlarven sich oftmals auf peinliche Weise selbst:
Sie nennen beispielsweise den religiösen Ritus der Beschneidung eine Körperverletzung und sind aber paradoxerweise gleichzeitig für das Recht auf Abtreibung... Gutmenschen reden außerdem gern und viel über Gleichberechtigung und Integration. Selbst wohnen sie aber dennoch lieber im eigenen Vorort- Häuschen im Grünen, statt eine Plattenbau-Wohnung in sozialen Brennpunkten zu mieten. Sie demonstrieren manchmal auch gefahrlos mit Lichterketten und Schweigemärschen gegen rechte Gewalt, Kindesmissbrauch und Ehrenmorde. Wo aber sind all diese Menschen eigentlich, wenn es gilt, solche Verbrechen zu verhindern?

Ganz übel jedoch wird es, sobald sich Gutmenschen in politisch korrekter Sprache versuchen. Das grandios gescheiterte Binnen-I ist dafür nur eines von vielen peinlichen Beispielen. Manchmal verkehrt sich das Streben nach politischer Korrektheit sogar ins krasse Gegenteil. Welcher Gutmensch ahnt schon, dass der so oft bemühte Begriff Holocaust eine Beleidigung für gläubige Juden ist? Das Wort bedeutet soviel wie "vollständig verbrennen" im Sinne einer vorbehaltlosen Opfergabe an Gott. Diesen Begriff für den industriellen Massenmord an Juden zu verwenden, ist schon ziemlich daneben. Gläubige Juden verwenden daher lieber das Wort "Schoa" (Vernichtung, Verwüstung). Nur leider haben dies offenbar die wenigsten Gutmenschen bisher zur Kenntnis genommen.

Wer die wirklichen Gutmenschen sind

Angesichts solcher Zustände darf es nicht verwundern, wenn der Begriff Gutmensch heute abfällig gebraucht wird und ein nahezu reines Schimpfwort geworden ist. Ein durch ungeschriebene Gesetze für Normalbürger verbotenes Schimpfwort allerdings, denn rechtsgerichtete Populisten nutzen es gern und oft.
Dennoch gibt es sie in Deutschland, die wirklichen Gutmenschen. Sie haben es nicht nötig, vor Fernsehkameras empört Forderungen zu erheben. Ganz im wahrsten Wortsinn sind sie einfach nur Menschen, die Gutes tun, statt darüber medienwirksam zu schwafeln. Sie leisten ehrenamtlich Sozialarbeit. Sie verhalten sich anständig auch gegenüber den Verlierern unserer Gesellschaft: Amtlich geknechtete Langzeitarbeitslose, Billiglohnarbeiter, Einsame, Kranke.  All dies, ohne es in Wählerstimmen umwandeln zu wollen. Kurz gesagt: Wirkliche Gutmenschen sorgen dafür, dass Vernunft und Anstand keine Fremdwörter werden. Wäre es nicht schön, wenn der Begriff Gutmensch in ein paar Jahren genau diese und keine weitere Bedeutung hätte?