Kakao – Aber bitte fair!
Kakao – Aber bitte fair!
angelspain

Vom süßen Zauber und vom tödlichen Fluch einer göttlichen Frucht

Kakao – Aber bitte fair!

Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Kakaobaum neben dem populären Kaffeestrauch ein sprichwörtliches Schattendasein führt. Völlig zu Unrecht, denn der Kakao ist göttlichen Ursprungs und der Gott der Azteken Xocóatl erinnert heute noch an die Schokolade, die es ohne Kakao gar nicht gäbe.

Meinen ersten Kakaobaum traf ich auf Kuba. Das war reiner Zufall. Ich hätte ihn in jedem tropischen Land antreffen können, das zwischen 20 Grad nördlicher und 20 Grad südlicher Breite liegt. Im wilden Osten Kubas jedoch erinnerte mich eine weitgehend unberührte Landschaft an längst vergangene Zeiten. Bleibenden Eindruck hinterließ bei mir jedoch nicht nur das subtropische Klima, nicht nur die traumhaft schöne Landschaft mit dem Urwaldfluß wie aus dem Bilderbuch. Es war der Kakaobaum, der meine Geschmacksnerven betörte.
Ein freundlicher Plantagenarbeiter öffnete mit seiner Machete eine Frucht und offenbarte mir das erste Geheimnis des Kakaos. Wie es sich für einen richtigen Schatz gehört, sind die Kakaobohnen eingebettet in einer dicken harten Schale. Eine flauschige samtartige Watte umhüllt die im Rohzustand bitteren Kakaobohnen. Und diese zuckerhaltige Watte ist vor allem sehr wohlschmeckend, obwohl sie nicht annähernd an den Kakao- oder Schokoladengeschmack erinnert, den wir kennen.

Wieder zu Hause im kalten Deutschland wollte ich über meine paradiesische Urlaubsbekanntschaft natürlich mehr wissen und bei meinen Recherchen stieß ich auf die dunkle Seite des Paradieses.
Was den Azteken noch heilig war, wurde von den europäischen Eroberern nämlich schnell gnadenlos ausgebeutet. Der Kakaobaum wurde weltweit verbreitet und in Plantagen angepflanzt und Sklaven sorgten für die Ernte, die einigen wenigen Plantagenbesitzern und Händlern unvorstellbaren Reichtum bescherte.

Heute arbeiten in den Plantagen zwar offiziell keine Sklaven mehr, aber die Ausbeutung der heutigen Plantagenarbeiter geschieht sehr viel subtiler. Heute lassen Preisspekulationen durch Hedge Fonds die Kakaopreise binnen kurzer Zeit um mehr als 100 Prozent steigen und immer neue Höchststände erreichen. In der Elfenbeinküste wird der Bürgerkrieg mit Einkünften aus dem Kakaohandel finanziert. Die Arbeit von Kleinbauern und Plantagenarbeitern dagegen wird immer noch nicht existenzsichernd entlohnt und laut Wikipedia sind heute in Westafrika sogar Kinderarbeit, Kinderhandel und sogar wieder die Sklaverei wieder verbreitet.

Dagegen muten sich die Verhältnisse im international geächteten und boykottierten Kuba nahezu paradiesisch an. Aber Kuba wird nicht zuletzt auch deshalb geächtet, weil es sich nicht ausbeuten lässt. Die Begriffe „Freiheit“ und „Menschenrechte“ werden halt von den Mächtigen dieser Welt so interpretiert, wie es ihnen passt.

Fabrica de Chocolate in Baracoa, ein Ort, wo der Kakao zur Schokolade wird

Wenn wir kritische Menschen sind und nicht nur die vielzitierten Verbraucher, die immer dem billigsten Schnäppchen nachjagen, dann stellt sich für uns zwangsläufig die Frage, was wir tun können, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Den Kakaokonsum zu boykottieren ist sicher nicht die Antwort. Aber es gibt heute durch die weltweite Fairhandelsbewegung erstmals die Möglichkeit, durch verantwortungsbewussten Konsum den Produzenten ein höheres und verlässlicheres Einkommen als im herkömmlichen Handel zu ermöglichen und nicht zuletzt werden Dank Fair Trade internationale Umwelt- und Sozialstandards eingehalten.

Fair Trade Produkte finden Sie heute längst nicht mehr nur in Naturkost- und Weltläden, sondern auch in den Supermärkten Ihres Vertrauens und in der Gastronomie.
Also genießen Sie Ihren Kakao guten Gewissens, aber fair bitte!

Im Wilden Osten Kubas, ein Ort, wo der Kakao wächst