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Streit um ein Kirchenfenster im Dom zu Köln

Kölner Dom - das Richterfenster

Der Bau am Kölner Dom wurde zwar im Jahr 1249 begonnen und bereits im vierzehnten Jahrhundert konnte er für Gottesdienste benutzt werden. Wirklich fertiggestellt wurde er aber nie, auch wenn das neunzehnte Jahrhundert als Datum der endgültigen Fertigstellung gilt, war der Dom nie vollendet. Sobald eine Baustelle vollendet wurde, musste mit Ausbesserungen an anderen Plätzen begonnen werden. Da ist es nicht wirklich verwunderlich, dass der Kölner Dom unterschiedliche Baustile aufweist.

Eine Erneuerung des Kölner Doms betraf einen Teil der Kirchenfenster. Der in Dresden geborene Künstler Gerhard Richter wurde beauftragt, ein neues Fenster zu entwerfen, welches im August 2007 eingeweiht wurde. Dieses Fenster zeigt keine figürlichen Darstellungen, sondern ist aus Farbelementen zusammengesetzt, deren exakte Anordnung durch ein Zufallsverfahren bestimmt wurde. Damit hebt sich das Richter-Fenster deutlich von den anderen Fenstern im Dom zu Köln (die Kölner sagen Dom zu Kölle) ab und lässt seine Herkunft aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert erkennen. Gegen dieses Fenster gab es aus konservativen katholischen Kreisen Kritik, da ein solches Fenster nicht typisch für eine christliche Kirche sei, sondern ebenso gut in eine Moschee passe.

Tatsächlich passt ein farbliches Fenster ohne figürliche Darstellung auch in eine Moschee oder Synagoge. Während der Islam ein strenges Verbot figürlicher Darstellungen ausspricht, bezieht sich dieses im Judentum in profanen Räumen nur auf dreidimensionale Darstellungen, in der Synagoge sind aber auch gemalte Bilder verboten, da sie zum Anbeten der abgebildeten Personen verführen könnten. Dass ein Bild auch in Gotteshäuser anderer Religionen passt, ist aber kein wirklicher Grund dafür, dass es nicht auch in einer Kirche gut zur Geltung kommen kann. Mir gefällt das Richter-Fenster im Kölner Dom. Es gab nie eine Pflicht, Kirchenfenster mit der Darstellung biblischer Geschichten oder Heiligenlegenden zu gestalten; diese Gestaltungsweise diente ursprünglich der Bildung und Information der Gläubigen. Da viele Mitglieder der Kirche während des Mittelalters nicht lesen konnten, waren Kirchenfenster das geeignete Medium, ihnen die Bibel zu vermitteln. Zu den Kritikern des Fensters gehörte auch der Kölner Bischof Joachim Meisner, der nicht Mitglied des Domkapitels ist und somit nicht an der Entscheidungsfindung für die Auswahl des Fensters beteiligt wurde.