Lustige Erinnerungen an unser Schreibhochschule
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jurgko

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Lustige Erinnerungen an unser Schreibhochschule

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Ein Dozent mit vielen anschaulichen Schreib-Beispielen

Ich sehe ihn heute vor mir sitzen,den Dr.R.,Dozent für Stilistik und Weltliteratur vom Literaturinstitut, Leipzig, wie er leibt und lebte. Im Hintergrund die vollgeschrieben grosse Tafel .Davor sass dieser Doktor unübersehbar im Mittelpunkt unseres Raumes, wie ein Literaturguru auf dem Lehrertisch im Meditationssitz mit verschränkten Beinen. Dazu noch bausbäckig, der Kopf nur von einem Haarkranz umsäumt, sogar die Hose mit weisser Kreide verschmiert. Ja, manchmal stieg er herab, kniete sich vor einem der vordersten Tische, nur sein Kopf war noch zu sehen. Warum machte er sich zu so einer lächerlichen Figur? Einmal liess er die Katze aus dem Sack. Ich teste immer, ob ich meine Zuhörer im Griff habe. Als Schriftsteller muss man immer Schauspieler sein. Das solltet ihr euch bei Lesungen auch hinter die Ohren schreiben. Dieser Litaraturwissenschaftler betrachtete sich immer als Schriftsteller, das war er nebenbei auch. Während er seine Vorträge über das literarische Schreiben hielt, lauschten alle so aufmerksam, dass man eine Stecknadel fallen hätte hören können, dafür aber auch mein leises Schnaufen, weil ich mein Lachen nicht unterdrücken konnte, über unseren komischen Dozenten. Dieser unterbrach oft deswegen seinen Vortrag: „Der K. lacht schon wieder an der falschen Stelle, die Pointe kommt doch erst noch!“
Meine Mitstudenten waren von den anschaulischen Beispielen aus der Weltliteratur so beindruckt,dass sie gar nicht die komische Seite dieser Vorträge wahrnahmen. Unser „Weltliteraturguru“ kam dabei von Hundersten ins Tausendsten. Sogar in der Bibel entdeckte er viele Motive. Jeder Schriftsteller sollte die Bibel kennen. Ein Genosse, ein Hauptmann der damaligen Volkspolizei, verkündete sogar: „Neben dem Kommunistischen Manifest von Karl Max, steht die Bibel in meinem Bücherschrank an erster Stelle".