Öffentliche Toiletten – Konfliktpotenzial oder Aushängeschild?
Öffentliche Toiletten – Konfliktpotenzial oder Aushängeschild?
Bauen und Leben

Situationen wie diese kennt wohl jeder: man ist zu Besuch in einer fremden Stadt und plötzlich überkommt einen ein sehr dringendes Bedürfnis.

Öffentliche Toiletten – Konfliktpotenzial oder Aushängeschild?

Man schaut sich um, sucht nach Hinweisschildern, Wegweisern, nach einer Tür mit dem entsprechenden Piktogramm. Der Druck wird größer. Selbst wenn der Betroffene rechtzeitig eine Toilette findet, ist die Freude nicht selten getrübt durch deren Zustand, der nicht immer den Erwartungen eines stillen und sauberen Örtchens entspricht.

Besucher erwarten neben der erforderlichen Grundausstattung, die aus abschließbaren funktionstüchtigen WC-Kabinen, Urinale und Waschbecken besteht, auch die Bereitstellung von Klopapier und Seife und nicht zuletzt die Instandhaltung und regelmäßige Reinigung der Räume. Auf der anderen Seite stehen die Betreiber, die sich um die Errichtung und den Unterhalt kümmern und diese auch bezahlen. Entgegen der landläufigen Meinung besteht dafür keine rechtliche Verpflichtung. Öffentliche Toiletten sind eine freiwillige Leistung von Städten und Gemeinden. Die Kosten allein für die Reinigung sind immens, pro Anlage rechnet man jährlich mit etwa 20.000 bis 120.000 Euro. In Zeiten knapper Budgets sind hohe Kosten ein Grund für Engpässe und Mängel im Betrieb. Benutzer beschweren sich über unzureichende Hygiene. In der Folge werden Anlagen geschlossen.

Funktionierende und saubere öffentliche Sanitäranlagen sind jedoch für alle Seiten von Interesse. Sie können ein Aushängeschild für einen Ort sein. Beim Städteranking zur Bestimmung beliebter Reiseziele oder Wohnorte werden Kriterien wie Gastfreundlichkeit und Lebensqualität unter anderem anhand solcher Einrichtungen bewertet. Auch für die Ausrichtung von Stadtfesten oder Sportveranstaltungen ist eine entsprechende Infrastruktur wesentlich. Die Lösung kann in alternativen Konzepten wie „Nette Toilette“ liegen. Unter diesem Begriff erklären sich Gastwirte bereit, ihre Toiletten für die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug erhalten die Teilnehmer einen Entschädigungsaufwand. Durch die Abhängigkeit vom guten Willen des Gastgewerbes ist dieses Modell nicht für jeden Ort umsetzbar. Vor allem bei hohem Besucheraufkommen muss die Verhältnismäßigkeit in Frage gestellt werden.

Eine gute Möglichkeit, Unterhaltskosten zu senken, liegt hier in der Ausstattung der öffentlichen Toiletten. An erster Stelle stehen neutrale Oberflächen, die ohne großen Aufwand gereinigt werden können. Meist sind die Räume mit hellen Fliesen ausgekleidet. Dadurch fallen Verunreinigungen zwar stärker auf, die Säuberung wird aber erleichtert und zudem die Hemmschwelle unachtsamer Besucher hoch gehalten. Der Vorzug von robusten und harten Sanitärgegenständen aus Edelstahl oder Keramik vor solchen aus Kunststoff kann Schäden durch Vandalismus vorbeugen. Die Rolle gestalterischer Kriterien wird bei der Einrichtung öffentlicher WC-Anlagen zu oft vernachlässigt. Es gilt jedoch als erwiesen, dass eine ansprechende Gestaltung zu erhöhter Wertschätzung im Umgang führen kann. Die Verwendung von hochwertigen Serien und eine erkennbare Durchgängigkeit in schlichtem, zeitlosem Design zählen zu den wichtigen „weichen Faktoren“ für die Kostenminimierung und erhöhen auf der anderen Seite Akzeptanz und Zufriedenheit bei den Besuchern.

Neben der optischen und praktischen Optimierung des Designs setzen viele Städte auf weniger, aber besser gepflegte und vor allem für alle Menschen gleichermaßen nutzbare Möglichkeiten. So ist in jeder öffentlichen Toilettenanlage mindestens eine für Rollstuhlbenutzer geeignete Kabine einzuplanen. Die Verbreitung von Smartphones und Tablets sowie Internetseiten mit Hinweisen zu kostenlosen und teils barrierefreien WC-Anlagen erleichtern unterdessen die Auffindbarkeit derselben.