Elvira Wirth

Leiden auch Sie unter Aufschieberitis?

Später, wann ist das?

Später!! Wann ist das?
Wie schnell ist das gesagt! Später!! Es klingt so unauffällig und harmlos. Jeder kennt es und jeder sagt es. Aufschieberitis heißt die Krankheit, wenn das Wort zu oft vorkommt. Aber auch da nutzen wir dieses Wort immer noch und übersehen seine Wirkung. Es fällt uns schwer zu entlarven, was dieses kleine Wort alles anrichten kann.

Wir gönnen uns gerade nicht die Ruhe, weil wir jetzt gerade so viel zu tun haben. Wir hören später mit dem Rauchen auf, weil wir jetzt gerade so im Stress sind. Wir treffen uns später mit einem Kollegen, den wir schon so lange nicht gesehen haben. Wir essen das nächste Mal weniger, weil es jetzt gerade so gut schmeckt. Wir bereden das Problem mit den Kindern später, weil gerade soviel zu waschen und bügeln ist. Wir schreiben die E-mail später, weil es im Moment gerade nicht so passt.
Und so weiter und so fort.
Das Wörtchen später ist deshalb so tückisch, weil wir damit gleich zwei trügerische Vorstellungen verbinden.
1. Haben wir das Gefühl noch endlos Zeit zu haben und
2. sind wir davon überzeugt, das Später auch tatsächlich einzulösen.

Punkt 1 kann unter Umständen ein großer Irrtum sein, denn keiner von uns lebt ewig und was uns heute noch als „ so lange hin“ vorkommt ist irgendwann schlicht und einfach vorbei. Und gegen Punkt 2 dürfte die praktische Erfahrung der meisten von uns sprechen – ob wir die Sachen nun vergessen oder ob sich wieder neue Aktivitäten vordrängen, „später“ wird in der Regel selten oder nie eingelöst.

Ich persönlich nutze für mich das Wort später inzwischen als ein kleines Warnsignal. Wenn ich mich erwische, dass ich etwas auf später verschiebe, frage ich mich Folgendes:

1. Warum tue ich es nicht jetzt?
2. Kann ich wirklich nicht oder will ich nicht – und warum kann oder will ich nicht.
3. Wie entscheide ich mich: Tue ich es nun doch? Tue ich es gar nicht? Oder: Wann tue ich es? (mit festem Termin)

Auf diese Weise kann ich recht schnell analysieren, ob es sich bei dem Verschobenen um etwas Wichtiges oder Unwichtiges handelt und ich bringe mich dazu, eine klare Entscheidung zu treffen.
Wichtig ist, dass ich im Fall des Verschiebens, mir den festgesetzten Termin tatsächlich aufschreibe und ihn als Verpflichtung sehe, denn sonst besteht die Gefahr, ihn zu vergessen.

Habe den Artikel bei Tania Konnerth vor längerer Zeit gelesen und sie glaubt es lohnt, sich einmal genauer mit dem kleinen Wörtchen „später“ zu befassen und sich eine persönliche Strategie im Umgang damit zu überlegen. Ich habe das ebenfalls für mich entschieden, Dinge nicht mehr aufzuschieben und ich muss sagen, durch die Abwesenheit der schlimmen Krankheit Aufschieberitis bin ich in eine große Freiheit hineingekommen.
Natürlich ist hier und da mal ein Telefonanruf überfällig oder auch eine E-mail wird erst übermorgen geschrieben. Aber das Bewusstsein, dass wir im Jetzt leben und auch handeln sollen, entscheiden was wir tun und lassen und….. bringt ein neues Lebensgefühl.