Über Islam: Meistens kein Problem
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Religion

Über Islam: Meistens kein Problem

Ich möchte an dieser Stelle einmal etwas über Islam erzählen – aber nicht in der platten und konfrontativen Weise, wie in letzter Zeit leider immer wieder von nur mäßig informierten Leuten über Islam gesprochen wird.

Macht man sich Gedanke über Islam?

Zwischen unterschiedlich gläubigen und auch nichtgläubigen Menschen kommt es leider immer wieder zu Spannungen – das wissen wir inzwischen alle aus den Nachrichten. Auch über Islam im Speziellen hat seit dem 11. September 2001 jeder schon etwas gehört. Aber man muss den Blick gar nicht Richtung Irak und Afghanistan werfen, wenn man sich über Islam Gedanken macht; denn auch in Deutschland leben viele Muslime. Früher haben sie – von den meisten Deutschen kaum bemerkt – in einer Parallelgesellschaft gelebt. Heute dagegen sind Kontakte zwischen alteingesessenen Deutschen und Muslimen aus der Türkei oder den arabischen Staaten keine Seltenheit mehr. Ich selbst habe viel über Islam gelesen und aus Gesprächen mit muslimischen Freunden und Bekannten viel über diesen Glauben erfahren. Die meisten dieser Personen sind keine strenggläubigen Muslime. Sie wissen selbst nicht viel mehr über Islam als der durchschnittliche deutsche Christ über seine Religion weiß. Und sie nehmen es auch mit den religiösen Geboten nicht ganz so ernst – schließlich stammen diese aus viele Jahrhunderte alten Büchern. Die meisten sagen es zwar nicht laut, wissen aber sehr wohl, dass das, was vor fast 1500 Jahren über Islam gesagt und geschrieben wurde, schlecht ins heutige Leben passt, wenn man es wörtlich nimmt.

Unterschiedliche Vorstellungen über Islam

Aber ich habe auch erlebt, wie unterschiedliche Vorstellungen über Islam, Christentum und andere Religionen zu Schwierigkeiten führen können. So war ich beispielsweise einmal mit einem türkischen Freund in der syrischen Hauptstadt Damaskus unterwegs, wo wir beide mehr über Islam lernen wollten. Wir sind in eine Moschee gegangen, weil er sein Abendgebet verrichten wollte. Ich saß währenddessen auf einer Bank daneben. Nach einigen Minuten kam ein junger Mann auf mich zu und fing an, auf arabisch auf mich einzureden. Dass ich mit meinen spärlichen Arabischkenntnissen nur wenig verstand, schien ihn nicht zu stören. Ich verstand nur, dass er zweifellos über Islam sprach. Mein türkischer Freund, der inzwischen sein Gebet beendet hatte, kam auch hinzu und irgendwann verstanden wir, dass der junge Syrer mich davon überzeugen wollte, den Glauben zu wechseln und über Islam mein Seelenheil zu finden. Schließlich sei ich wie ein blinder Mann von meinem sozusagen sehenden Freund schon in diese Moschee geführt worden. Wir verabschiedeten uns letztendlich von ihm und ich blieb ein „Ungläubiger.“ Ich informiere mich aus kulturellem und sozialem Interesse über Islam, und nicht um so etwas wie eine religiöse Wiedergeburt zu erreichen.

Über Islam - der richtige Umgang

In einigen anderen Gesprächen ergab sich ein ähnliches Bild: Man sagte mir, wenn ich schon so viel über Islam wisse, müsse ich doch auch den Glauben annehmen, der doch der einzig wahre sei. Solche missionarischen Eiferer gibt es natürlich in jeder Religion. Mit diesen Leuten ist der Umgang erfahrungsgemäß schwierig, wenn man sie nicht beleidigen will. Mit selbstkritischen Gläubigen über Islam zu sprechen, ist dagegen eigentlich immer eine Bereicherung. Man erfährt, warum der Glaube für Viele wichtig und hilfreich ist, ohne dass sie versuchen, anderen Leuten ihre Meinung über Islam aufzuzwingen. Ich kann nur alle deutschen Nichtmuslime ermutigen, sich einmal im Gespräch mit vernünftigen Anhängern der Religion Muhammads über Islam zu informieren. Man wird feststellen, dass der Klischee-Muslim – rückständig, ungebildet, frauenfeindlich – die Ausnahme ist. Und der gemäßigte Islam ist keineswegs komischer als das gemäßigte Christentum, das in Deutschland zur Selbstverständlichkeit geworden ist.