Elli04

Valeria vs. Valeria.

Valerias letztes Gefecht

Mehrere Gründe gab es für mich, dieses Buch zu lesen. Viel Zeit habe ich eigentlich nicht, dennoch schaffe ich es ab und an mal ein Buch zu lesen und wenn es gut geschrieben ist, dann lese ich es eh in zwei Tagen durch. Nun ist dieses Buch ein Vorschlag von www.brigitte.de, die eine Auflistung von Liebesromanen auf ihrer Seite haben und ich liebe Liebesromane. Ein weiterer Grund war der Titel des Buches, denn meine Tochter heißt Valeria, ich war nun gespannt, ob man ein Vergleich ziehen kann zwischen meiner Tochter und der Hauptfigur des Buches, dazu nun mehr. == Kaum hat man sich bei www.brigitte.de schlau gemacht, über dieses Buch, habe ich es sofort bei www.buecher.de für 9,90 Euro bestellt, zwei Tage später hatte ich es schon in den Händen. Geschrieben wurde es von Marc Fitten, der mir total unbekannt war. Er ist geborener New Yorker und Baujahr 1974, zog später nach Ungarn, schrieb dort dieses Buch und ging wieder zurück nach Amerika, und dort ist dieses Buch ein Erfolg, die Amerikaner haben halt Geschmack. == Die Story dieses Buches spielt nun in Ungarn, wohl kein Zufall, wenn der Autor dort gelebt hat. Die Hauptfigur in diesem Roman ist Valeria (ich liebe diesen Namen, deswegen heißt auch meine Tochter so), eine alte Frau Ende 60, die alleine in einem großen Haus wohnt und dort Gemüse und Obst anbaut, sowie Vieh hält, quasi eine Selbstversorgerin. Sie lebt in einem kleinen Dorf namens Zivatar und ist dort nicht sehr beliebt, denn sie ist böse, sagen zumindest die anderen, sie dagegen findet ihr Verhalten genau richtig. Warum halten die anderen sie für böse? Nicht nur dass sie jeden schroff anredet, oder Kinder mit Kieselsteinen abschmeißt, Hunde tritt, nein, sie geht immer auf den Markt in diesem Dorf und alle fürchten sich, wenn sie kommt. Valeria hat viel Ahnung von Gemüse, Obst und Fleisch, schließlich baut sie alles selber an und ihre Ware ist die Beste. Nun geht sie auf den Markt und schaut sich die Waren der anderen Bewohner an. Mag sie diese nicht, verkündet sie das auch lautstark, somit verlieren die Leute ihre Kunden, denn keiner möchte mehr dort kaufen. Auch wenn sie also böse ist, so legen alle sehr viel Wert auf ihre Meinung. Wenn Valeria nun einen eigenen keinen Stand aufbaut, kaufen alle bei ihr und sind bereit, für die gute Ware auch mehr zu bezahlen. Valeria ist alleine, war sie schon immer, ihre Eltern sind früh gestorben, ihre Großmutter hat sich erhängt und sie wuchs bei ihrem Großvater auf, bis dieser auch relativ früh starb, dann war sie auf sich alleine gestellt. Verheiratet war sie nie, und auf Grund ihres Verhaltens, stehen die Männer bei ihr auch nicht Schlange. Nun trifft sie eines Tages den Töpfer auf dem Markt, sieht ihn, und findet ihn ansprechend. Auch er ist nicht abgeneigt, hat jedoch eine Freundin, die Wirtin der Kneipe, der da nun gar nicht gefällt. Die Dorfbewohner beobachten die beiden, erzählt natürlich alles der Wirtin, die flippt völlig aus. Mit ihren 67 Jahren fühlt Valeria sich auf einmal wieder jung. Schwarze Röcke waren Vergangenheit, sie trägt Blumenmuster und alle sind verwundert. Nachdem es zu einer Liebelei zwischen den Beiden kommt, rast die Wirtin vor Wut, will ihren Töpfer für sich haben und schmiedet einen Plan, denn eines Tages kommt ein Schornsteinfeger in das Dorf, genauso böse wie Valeria, und der soll ihr nun den Hof machen. Ihm kommt das ganz gelegen, er sucht eine reiche Frau, damit er in den Ruhestand gehen kann. Die Frage bleibt nun ob böse und böse zusammen passt, oder ob der Töpfer doch am Ende das Herz von Valeria erobert? == Erst einmal muss ich sagen, dass dieses Cover sehr irreführend ist, denn dort drauf sehen wir eine Frau in bunten Kleidern am Gartenzaun stehen. Diese Frau sieht jedoch sehr hübsch und nett aus - kein Vergleich zur Hauptfigur, aber vielleicht sehen wir hier auch nur die Wandlung der Valeria. Als ich damit anfing, das Buch zu lesen und die ersten Seiten hinter mich gelassen hatte, war mir eines klar, da möchte ich leben. Die Landschaft wurde so lebhaft erzählt, dass ich sie mir wirklich vorstellen konnte und auch das eher ruhige Leben dort, ist das meine. Obwohl Valeria nun eher böse und abschreckend wirkt, fand ich sie sofort sympathisch, denn sie ist doch gar nicht so schlimm. Fängt man an, ihr Verhalten zu hinterfragen, muss man ihr recht geben, denn wer kauft schon gerne schlechtes Gemüse, das nach Katzenurin stinkt? Eigentlich sollten die Bewohner ihr für diese Hinweise dankbar sein. Auch kann sie sich nicht damit abfinden, dass der Bürgermeister den Fortschritt in da Dorf holen möchte, was ich auch sehr gut nachvollziehen kann, denn wenn man so alt ist, dann will man einfach seine Ruhe haben. Valeria arbeitet hart und ist auf sich alleine gestellt. Man fängt an darüber nachzudenken, ob einen das im Leben nicht abhärtet? Man sollte es nicht glauben, aber auch mit 67 Jahren kann man sich noch verlieben, selbst wenn man so negativ eingestellt ist. Valeria blüht auf und es beginnt eine Liebesgeschichte, die jedoch nicht sehr romantischist, denn Valeria bleibt schroff, auch zu ihren Liebespartnern, die stehen aber anscheinend auf ihre Art. Wundervoll finde ich auch zu lesen, dass man sich nicht davor scheut ins Detail zu gehen, denn selbst die Art, wie sie Liebe machen, wird hier genauestens beschrieben, teilweise sehr humorvoll, denn so eine alte Frau, die jahrelang keine Liebe bekommen hat, kann ganz schön ran gehen, sehr zum Glück der Männer. Man stellt eigentlich sehr schnell fest, dass das Verhalten der Mitbewohner nur auf Grund von Dummheit und Neid herkommt. Sie sind neidisch auf ihre Fähigkeiten als Landwirtin und dann auf das Unfassbare, sie kommt gut bei Männern an. Dieses Buch regt also nicht nur zum Nachdenken an, ob man wirklich so schnell über Menschen urteilen sollte und ob so eine Liebe im hohen Alter nicht wundervoll sein kann. Auch ist diese Story sehr flüssig gelesen, aus diesem Grund hatte ich das Buch sehr schnell durch gelesen. Man kann sich sehr gut in Valeria hinein versetzen und wir sprechen hier von einer Liebesgeschichte der anderen Art, die ich so noch nie gelesen habe, und die wirklich unterhaltsam ist und Spaß macht. Eine humorvolle und ernste Story zugleich, ein wahrer Lesegenuss - das wahre Leben. == Leseprobe: "Valeria pfiff nie und hielt auch nichts von Leuten, die pfiffen. Pfeifen war etwas für Grobiane, das hatten sie achtundsechzig Jahre Lebenserfahrung gelehrt. Jemand, der pfiff, war unzuverlässig und verantwortungslos, träge und vulgär. Metzger pfiffen. Bauern auch. Statt sich um ihre Felder zu kümmern oder andere Pflichten zu erfüllen, die ihnen als Bauern oblagen, saßen sie mit bierbenetztem Kinn in der Dorfkneipe, pfiffen der Schlampe hinterher, der die Kneipe gehörte, und erzählten unanständige Witze. Da war sich Valeria sicher." Eckdaten: - Verlag: Aufbau-Verlag; Brigitte Buch-Edition - Seitenzahl: 325 - ISBN-13: 9783570197196 - ISBN-10: 3570197190 - Preis: 9,90 Euro