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Warum steigt der Spritpreis


Höchstens ein Besuch beim Zahnarzt dürfte Autofahrern derzeit noch weniger Spaß bereiten als ein Stopp an der Tanksäule: Gut 1,70 Euro kostet der Liter Superbenzin in Deutschland, vor wenigen Wochen waren es sogar knapp 1,80 Euro. Damit ist Benzin so teuer wie noch nie zuvor. Das Überraschende: Während der Benzinpreis nahe des Rekordhochs notiert, trifft das für die Notierung des Rohöls nicht zu. 109,39 Dollar muss derzeit für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent gezahlt werden. Im Juli 2008 kostete Öl noch deutlich mehr: 133,90 Dollar. Doch damals war Benzin mit 1,46 Euro je Liter deutlich günstiger. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrem jüngsten Monatsbericht die Gründe für die Preisdiskrepanz zwischen Juli 2008 und September 2012 analysiert.
Großer Einfluss des Wechselkurses: Die Komponenten des ... Großer Einfluss des Wechselkurses: Die Komponenten des Benzinpreises in der Euro-Zone

Dabei identifizieren die Notenbanker drei Gründe für den Preisanstieg: Den Euro-Wechselkurs, höhere Raffineriemargen und Steuererhöhungen, die auf den Verbraucher überwälzt werden. Prozentual hat sich bei den einzelnen Preisbestandteilen wenig getan, in absoluten Zahlen errechnet sich jedoch ein Plus von gut 25 Cent.

Am deutlichsten hat sich in den 4 Jahren der Wechselkurs geändert: Ist ein Euro derzeit gut 1,28 Dollar wert, waren es im Juli 2008 noch 1,58 Dollar. Ein Barrel Rohöl kostete im Juli 2008 134 Dollar, also 84,90 Euro. Im September 2012 war Rohöl für 114 Dollar zu haben. Dafür ist aber infolge der Schuldenkrise der Euro deutlich schwächer. Somit kostet Öl heute gut 4 Euro mehr: 88,80 Euro je Barrel. Prozentual ist der Anteil der Rohölkosten am Gesamtpreis zwar von 37 auf 33 Prozent gesunken, nominal jedoch von 53,4 auf 55,8 Cent gestiegen.
Zusammensetzung des Verbraucherendpreises für einen Liter Benzin Zusammensetzung des Verbraucherendpreises für einen Liter Benzin

Einen deutlichen Wandel hat es bei den Raffineriekosten gegeben. Jahrelang fuhren Raffinerien Verluste ein, mit dem Ergebnis, dass seit 2008 viele Anlagen geschlossen und Überkapazitäten abgebaut wurden. Inzwischen ist das Geschäft wieder lohnender. Machten nach Angaben der EZB die Verarbeiter noch einen Verlust von 0,4 Cent je Liter Benzin, gehen nun sechs Prozent des Gesamtpreises oder 9,8 Cent für die Kosten und Margen der Rohölveredler darauf. Insgesamt sind durch diese Veränderungen die Verbraucherpreise vor Steuern um 12,2 Cent angestiegen, sie machen also gut die Hälfte des Preisanstiegs aus.

Für die andere Hälfte des hohen Spritpreises sind Steuern verantwortlich. Seit 2008 hat es eine Reihe von Steuererhöhungen gegeben - vor allem um Budgetdefizite in der Schuldenkrise auszugleichen. Die EZB verweist dabei vor allem auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Punkt auf 20 Prozent. Die Steuer werde als Satz auf den Preis vor Steuern erhoben und ist somit kein fester Wert je Liter. Wenn der Rohölpreis steigt, überwälzen die Mineralölkonzerne diesen Anstieg auf die Kunden. Dadurch erhöht sich dann auch die zu zahlende Mehrwertsteuer. Noch deutlicher wird die Entwicklung bei Diesel: Hier ist das Mehr an Steuern fast vollständig für die höheren Preise verantwortlich.