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Warum Werbeblocker unfair sind

Werbeblocker gefährden kostenlose Internet-Inhalte

Viele Internet-Nutzer haben zwei Interessen: Sie wollen möglichst viele Inhalte kostenlos nutzen und zugleich keine Werbung im Netz sehen. Beide Ansprüche schließen einander jedoch faktisch aus, denn die Werbeeinnahmen dienen der Refinanzierung kostenloser Angebote. Die stetig zunehmende Verwendung von Werbeblockern führt langfristig dazu, dass immer mehr Inhalte verschwinden oder kostenpflichtig werden. Wollt Ihr das wirklich?

Wer im Internet veröffentlicht, möchte etwas Geld verdienen
Du liest momentan einen auf Pageball veröffentlichten Beitrag und kannst zahlreiche weitere interessante Pageballs lesen. Die VerfasserInnen der einzelnen Textbeiträge haben Spaß und Freude am Schreiben. Zugleich möchten sie aber auch eine – nicht übermäßig hohe – Vergütung für ihre Tätigkeit erhalten. Diese bekommen sie als Provision auf die mit ihren Texten erzielten Werbeeinnahmen. Wenn Du diese blockierst, siehst Du keine Dich möglicherweise doch interessierende Anzeige und kannst somit überhaupt nicht zur Bezahlung eines Artikels beitragen. Das tust Du zwar auch nicht, wenn Du einen Text liest und keine Werbung anklickst, aber dann besteht zumindest die Chance, dass eine Deinen Interessen angepasste Werbeeinblendung erfolgt.

Die Anzahl kostenloser Angebote geht bereits zurück
Immer mehr Zeitungen gewähren Seitenbesuchern keinen oder nur noch einen eingeschränkten kostenlosen Zugriff auf ihre aktuellen Veröffentlichungen. Stattdessen verlangen sie zunehmend eine kostenpflichtige Registrierung, um auf die Presseinhalte zugreifen zu dürfen. Je nach Zeitung oder Zeitschrift sind alle Zugriffe kostenpflichtig oder in einer gewissen Höhe – meistens zwanzig bis dreißig Artikel je Monat – weiterhin gratis verfügbar. Teilweise wird auch die Sonderform der Bezahlpflicht angewandt, wonach bei Zugriffen über die Suchmaschine der Artikel kostenlos gelesen werden kann, während weitere Berichte nur gegen Entgelt gelesen werden können. Einer der Gründe für die Einführung der Bezahlpflicht besteht in der Verringerung der Werbeeinnahmen durch eine immer häufigere Verwendung von Werbeblockern.

Auch Mailadressen sind dank Werbung kostenlos
Für die Mailadresse bezahlen? Bei meiner Hauptadresse mache ich das tatsächlich, damit ich über einen größeren als den gewöhnlichen Speicherplatz verfüge. Bei weiteren Adressen möchte ich aber kostenlose Angebote nutzen – und nehme dafür gerne Werbung in Kauf. Wenn immer mehr Nutzer von Maildiensten einen Werbeblocker installieren, wird es irgendwann keine kostenlosen Mail-Angebote mehr geben. ¿Wollt Ihr das wirklich?

Aber Werbung nervt doch...
Zu viel Werbung auf einer Seite oder sich allzu offensiv aufdrängende Werbeeinblendungen nerven tatsächlich. Wünschenswert ist eine Beschränkung der angezeigten Werbeblöcke je Seite – wozu Google als größtes Werbevermittlungsunternehmen im Netz selbst motiviert, indem es mit übermäßig viel Werbung zugekleisterte Webseiten im Suchmaschinenranking abstraft. Ohne Werbung müssten Suchmaschinen übrigens ebenfalls kostenpflichtig werden – oder die Rankingplätze verkaufen. Ein thematischer Werbeblocker wäre sicher sinnvoll, damit jedeR nur die persönlich als interessant bewertete Werbung sieht. In gewisser Weise gibt es diesen schon heute, denn die Werbung richtet sich nach dem Thema des aufgerufenen Artikels und danach, welche Seiten mit Eurer derzeitigen IP in den letzten Tagen aufgerufen werden. Dabei kann es natürlich vorkommen, dass eine flexible IP-Adresse zuvor von jemandem mit gänzlich anderen als Deinen eigenen Interessen genutzt wurde und Du somit auf dessen und weniger auf Deine Bedürfnisse zugeschnittene Werbung siehst. Wenn Unternehmen – oder auch Studentenwohnheime - nur eine IP-Adresse für alle Rechner nutzen, bezieht sich die eingeblendete Werbung darauf, was irgendein Nutzer vor kurzem aufgerufen hat. Das mag irritieren, aus Datenschutzgründen ist die anonyme Auswertung der IP-Adresse aber besser als die personen- oder rechnergestützte Untersuchung des Surfverhaltens.

Den Werbeblocker nicht zu verwenden, ist ein Gebot der Fairness
Wer Internet-Angebote kostenlos nutzen möchte, sollte aus Fairnessgründen die Werbung als Refinanzierungsmöglichkeit für die zahlreichen interessanten Beiträge und Möglichkeiten nicht unterdrücken. Zurzeit existiert kein Programm, welchjenes überprüft, ob der Computer die Anzeige von Werbeeinblendungen zulässt. Sollte ein solches irgendwann einmal existieren, werden Zeitungsverlage bald die Zahlpflicht für Werbeunterdrücker einführen, während sie die Internet-Werbung akzeptierenden Usern weiterhin einen kostenfreien Zugang ermöglichen. Ich bin mir sicher, dass nach der Entwicklung eines solchen Programmes und der Einführung der Zahlungspflicht nur für Werbegegner die meisten Werbeblocker umgehend deinstalliert werden. Bis die Programmiertechnik so weit ist, lässt sich nur auf die Fairness der Internetter appelieren: Wenn Ihr umfangreiche kostenlose Angebote nutzen wollt, dann entzieht diesen nicht durch Werbeblockaden die Existenzgrundlage.