Über Mich
Wie es ist, seinen letzten Arbeitstag zu haben
Der Anfang vom Ende
Die Kündigung war eingereicht und ich schwankte zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt – sprich: zwischen Stolz und Verzweiflung. Das Verhalten meines Chefs hatte mich auch das Wochenende über beschäftigt, umso ermutigender war die Reaktion meiner Kollegen am nächsten Arbeitstag: Schockstarre und Sprachlosigkeit. Ich sprach über die Burnout-Erkrankung und erntete vor allem eines – absolutes Mitgefühl. Mein Chef dagegen ließ mich spüren, was er von meiner Entscheidung hielt. Irgendwann hatte es mir gereicht und entgegen meiner ersten Planung reichte ich meinen Resturlaub ein.
Noch 10 Arbeitstage oder 80 Stunden oder 4.800 Minuten. Eine absehbare Zeitspanne um die Launen einigermaßen zu ertragen. Zum Glück gab es auch noch Kollegen, die mich bis zuletzt unterstützt haben.
Bye Bye
Die Sonne schien, die Temperatur war mild – ein perfekter Start in den letzten Arbeitstag. Als ich das vorerst letzte Mal auf den Gebäudekomplex zulief, fühlte ich mich unglaublich zufrieden. Ich konnte auch nicht anders, als mit einem strahlenden Lächeln das Büro zu betreten und meinem Chef fröhlich einen „Guten Morgen“ zu wünschen.
Das Ziel des Tages: Ausmisten, aufräumen und eine Abwesenheitsnotiz verfassen. Dass es natürlich anders kam, hätte ich mir denken können. Das Telefon klingelte ununterbrochen. Eine wichtige Deadline sollte am nächsten Tag auslaufen und erst auf meine Nachricht hin, dass ich das Büro verlassen werde, schienen die Angeschriebenen meine Informationen dazu zu lesen. Beinahe genüsslich verwies dann ich auf meinen Chef, der vorübergehend das Projekt betreuen sollte. Er würde kurzfristig auch die anderen Projekte übernehmen, sodass ich in den Tagen zuvor die Übergabe akribisch vorbereitet und alle wichtigen Informationen zusammengestellt hatte – Perfektionismus lässt sich nicht so leicht abstellen. Die Reaktion wäre zu erwarten gewesen: Ewig tote Mücken wurden zu lebendigen Elefanten.
Noch 85 Minuten.
85 Minuten, um Projektvorgänge erneut zu überarbeiten – aus einem „A“ ein „a“ zu machen -, voranzutreiben und abzuschließen. Im Anschluss gab es eine Besprechung mit allen Mitarbeitern, ich erhielt neue Aufgaben … Das Ergebnis: zwei Überstunden an meinem letzten Arbeitstag.
Als Dankeschön erhielt ich von meinem Chef übrigens eine Karte. Natürlich wurde meinem freundlichen Wesen und meiner tatkräftigen Unterstützung gedankt. Dass ich gehen würde, wäre schade, doch würde er verstehen, dass ich meiner Nebenbeschäftigung hauptberuflich nachgehen wolle.
Welcher Nebenbeschäftigung?
Schön, dass sich bis zuletzt nichts geändert hat. Doch bei mir wird sich etwas ändern. Wie? Das werden die nächsten Wochen zeigen.
... und es geht weiter:
Wie es ist, die Familie einzuweihen