Annette Bredendick

»Angst essen Zähne auf« - Folgenschweres Phänomen Zahnarztangst

Zahnarztangst

Tabuthema Zahnarztangst und wortloser »Heucheltrost« statt zugegebenen Verständnisses

Wer Lust auf »eine Runde Mitleid« hat, kann die folgende Reaktion unter Kollegen oder in der Familie gerne einmal ausprobieren: Ein paar Takte länger als gewohnt schweigen, auf Nachfrage sorgenvoll aufseufzen (bitte Blickkontakt vermeiden), zur Verstärkung die Hand an die Wange legen. O.k., um mehrfach pro Tag darauf zurückzugreifen, sollte man sich die Wange merken, damit der Schwindel um das vorgetäuschte Zahnweh nicht vor Feierabend auffliegt.

»Die (oder der) muss zum Zahnarzt« löst ausnahmslos in jedem sozialen Umfeld kollektives Mitleid aus. Zahnarztangst verfolgt uns von klein auf bis buchstäblich zum »letzten Zahn«. Worte der Ermunterung, um einen anstehenden Patienten zu beruhigen, sind meist geheuchelt. Häufiger ist das allgemeine Schweigen ein Zeichen der eigenen Hilflosigkeit gegen dieses beklemmende Empfinden. Aufklärung kann nicht verhindern, dass Zahnarztangst in der Masse der Menschen ein Tabuthema bleibt.

Zahnarztangst
Zahnarztangst

»Was Hänschen nicht lernt« … Kinder gehen mit Zahnarztangst »spielend« um

Kinder gehen zunächst vorsorglich zum Zahnarzt. Wenn sie ohne vorangehende Schmerzepisode Zahnarztangst empfinden, dann eher dieses vage Gefühl, dass ihre Intuition ihnen von den Eltern und dem vorschulischen oder schulischen Umfeld vermittelt. Auch die sterile Atmosphäre in der Zahnarztpraxis, das Hantieren des Zahnarztes mit Instrumenten und Hilfsmitteln, die Zahnarzthelferin von hinten und von der Seite … kurz, »Hänschen« entwickelt erst eine Vorahnung auf das, was viele Menschen lieber stumm leiden als zum Zahnarzt gehen lässt.

Sofern sie in diesem Alter bereits sichtbare Angstsymptome entwickelt haben, hat es der behandelnde Mediziner dennoch leicht. Denn Kinder haben etwas, das stärker ist als jede Angst: Fantasie. Ein Discman lenkt sie während der Behandlung vorzüglich ab. Eine Handpuppe, notfalls nur ein übergestülpter »sprechender Strumpf«, vor allem Eindrücke, die die Praxis zur Fantasiewelt machen, schaffen für Kinder eine Art »Trance«, in der sie oft nach der Behandlung fragen »Wann geht es denn los? «

Leider ist die Mehrheit der Patienten mit Zahnarztangst nicht leicht ablenkbar

Gegen die allgemeine und mittelmäßige Zahnarztangst hilft, sich selbst Mut zuzureden, spielerisch dem mitleidenden Umfeld gegenüber Leichtigkeit zu heucheln und das einfach durchzustehen. Aber das klappt nur bis zu einem gewissen Angstlevel. Ist der »Mut der Verzweiflung« verloren, gehen Menschen überhaupt nicht mehr zum Zahnarzt, weil der Schmerz im Mundraum vertrauter geworden ist als diese lähmende Panik vor der ungewissen Behandlung.

Für Zahnärzte sind Angstpatienten eine Herausforderung. Im Sinne der Zahnerhaltung ist Tempo gefragt. Dennoch sollte aus dem panischen »Hans« vorher wieder ein lernendes »Hänschen« werden. Das gelingt mit Therapiemöglichkeiten wie Hypnose, Akupunktur und anderen, bewährten Methoden gegen Phobien. Anti-Zahnarztangst-Training gibt es tatsächlich. Nur erwähnen es die Krankenkassen nicht. Denn Zahnarztangst, wie weit verbreitet sie auch ist, gilt noch immer nicht als anerkannte Krankheit.

Sanfte Methoden gegen Zahnverlust wegen Zahnarztangst

Zahnprobleme MÜSSEN behandelt werden. Schon deshalb ist ein Zahnarztbesuch unvermeidlich. Genau dieser Zwang steht bei vielen Menschen irgendwann über Vernunft und Überwindung. Angst-Zahnärzte sind Helden! Sie schaffen es auf sanfte Weise, teils unter Anwendung sehr alter, bewährter Anti-Panik-Methoden, aus Phobie-Patienten wieder »tapfere Hänschen« zu zaubern. Nur, wenn dies gelingt, können schlimmere gesundheitliche Folgen und Zahnverlust verhindert oder wenigstens reduziert werden. Wer noch einen Funken logischen Menschenverstand besitzt und einer jener Panikpatienten ist, sollte trotz der kassenärztlichen Verweigerung etwas Geld in eine Therapie gegen Zahnarztangst investieren.

Sich selbst auszulachen, den Spott des Umfeldes zu ertragen und NICHT zum Zahnarzt zu gehen, kann sonst viel teurer werden – sogar lebensgefährlich. Kranke Zähne »gehen aufs Herz«. Vereiterungen von Zahnwurzeln können tödliche Blutvergiftung verursachen, wenn sie nicht erkannt und behandelt werden. Tragische Beispiele aus dem »richtigen Leben« gibt es als Beweis zuhauf. Wer nicht aus Vernunft zum Zahnarzt geht, sollte wenigstens genügend Rücksicht auf seine Seele nehmen. Denn die wird in der Tat von der Zahnarztangst allmählich »aufgegessen«.

Annette Bredendick für: Zahnpflegezentrum München